Jordanien: Unterstützung für Frauen und Kinder
Jordanien: Kinderträume
"Ich spüre großen Druck, denn das Wichtigste ist die Bildung für meine Kinder. Doch die Voraussetzungen für eine gute Bildung sind in Jordanien hoch, vor allem die finanziellen." Hanady Mahmod Odeh (37) sitzt in ihrem kleinen Wohnzimmer und flicht ihrer jüngsten Tochter Kawthar (6) die Zöpfe, um sie für die Vorschule fertig zu machen. Kawthar geht in die katholische Vorschule im Stadtteil Hashmi in der jordanischen Hauptstadt Amman. Der Besuch der privaten katholischen Vorschule kostet mehr als der Besuch einer staatlichen Vorschule. Doch in einer staatlichen Vorschule gab es für Kawthar keinen Platz. Familie Odeh ist 2012 aus Syrien nach Jordanien gekommen, aus Homs, aus einem Krieg, in dem es nicht möglich war, eine Zukunft für Kinder zu sehen.
"Auch nach mehr als zehn Jahren ist die Situation für syrische Flüchtlinge in Jordanien sehr belastend", sagt Lana Snobar, Psychologin bei der Caritas Jordanien. "Ihre Zukunft ist nicht klar. Sie werden von der jordanischen Regierung aufgefordert zurückzukehren, doch die Situation ist für sie viel zu unsicher, vor allem für die Regimekritischen. Dazu kommen die großen finanziellen Sorgen."
Familie Odeh geht es im Vergleich zu anderen syrischen Flüchtlingsfamilien gut. Hanady Mahmod Odehs Mann kann arbeiten, wenn auch nur als Tagelöhner. Die vier Kinder gehen zur Schule, die Familie ist intakt und kann die Miete für die kleine 2-Zimmer-Wohnung bezahlen. In vielen Familien sieht es anders aus, vor allem wenn die Frauen allein für ihre Kinder sorgen müssen. Ihre Männer sind gestorben oder haben die Familie verlassen. Das tägliche Überleben steht für die Frauen im Mittelpunkt: Miete, Essen, Heizung, Schulgeld, Kleidung für die Kinder. "Die Frauen müssen sich jeden Tag fragen, wie es weitergeht. Das verursacht großen Stress", erläutert Lana Snobar. "Die Mädchen werden dann oft im Alter von 17 oder 18 Jahren verheiratet, damit die Familien die Last loswerden können."
Hanady Mahmod Odeh möchte für ihre 17-jährige Tochter Lana erst einmal keinen Ehemann, sondern eine gute Ausbildung. "Sie will Pharmazeutin werden, und ich werde alles dafür tun, damit sie dieses Ziel erreicht", sagt Hanady Mahmod Odeh. Familie Odeh hat in den vergangenen Jahren viel Unterstützung von der Caritas erfahren. In den Zentren der Caritas Jordanien sind sie bei Krankheit medizinisch behandelt worden. In Beratungsgesprächen haben sie gelernt, mit ihrem finanziellen Stress und der schwierigen sozialen Situation als Flüchtlinge umzugehen. Das ist neben der finanziellen Hilfe eines der wichtigsten Elemente der Hilfe der Caritas für die Menschen aus Syrien. "Ich wünsche meinen Kindern, dass ihre Träume wahr werden", sagt Hanady Mahmod Odeh. "Deswegen geht Kawthar in die Vorschule, auch wenn es Geld kostet."