Irak: Hilfe für die Vertriebenen
Im Irak herrscht seit Jahrzehnten Krieg. Zwar ist in den vergangenen Jahren ein wenig Ruhe eingekehrt, doch das Land steht weiterhin vor großen Herausforderungen. Noch immer leiden die Irakerinnen und Iraker unter den Folgen der Terrorherrschaft des sogenannten Islamischen Staates (IS). Und auch die Corona-Pandemie hat sie hart getroffen. Hunderttausende haben ihre Jobs verloren, gleichzeitig sind die Preise so stark gestiegen, dass sich viele Familien nur noch eine Mahlzeit am Tag und keine Medikamente mehr leisten können. Besonders leiden diejenigen, die schon durch die IS-Herrschaft alles verloren hatten und seit Jahren als Flüchtlinge im eigenen Land leben.
Über sechs Millionen Menschen flohen zwischen 2014 und 2017 vor der Gewalt der IS-Kämpfer. Die Mehrheit der Geflüchteten ist inzwischen in ihre Heimatregionen zurückkehrt, doch knapp 1,7 Millionen leben weiterhin als Vertriebene im eigenen Land, weil ihre Herkunftsorte zerstört sind. Die große Mehrheit von ihnen lebt außerhalb offizieller Flüchtlingscamps, manchmal ohne jegliche Strom- und Wasserversorgung oder Anbindungen an Schulen und Gesundheitseinrichtungen. In den einfachen Behausungen ist es im Winter bitterkalt und im Sommer unerträglich heiß. Es fehlt den Vertriebenen an Einkommensmöglichkeiten und an Perspektive, auch weil viele humanitäre Hilfsorganisationen die Region inzwischen verlassen haben. Die Armut ist erdrückend. Eltern sehen sich gezwungen, ihre Kinder arbeiten anstatt in die Schule zu schicken oder Mädchen viel zu früh zu verheiraten, damit sie etwas zu essen haben.
Tief traumatisiert: Caritas Irak bietet psychologische Hilfe
Die Helferinnen und Helfer der Caritas sind an der Seite der Binnenflüchtlinge geblieben und leisten vor allem in dem Distrikt Zakho im kurdisch verwalteten Nordirak Überlebenshilfe. In Zakho leben rund 80.000 vom IS vertriebene Irakerinnen und Iraker, aber auch schätzungsweise 10.000 Flüchtlinge aus Syrien. Die Caritas-Fachkräfte bringen ihnen Lebensmittel- und Hygienepakete, bieten aber auch psychosoziale Hilfe an. Viele Vertriebene haben tiefe seelischen Wunden und Traumata durch die Verfolgung und Flucht vor dem IS davongetragen.
Perspektiven schaffen durch Schule und Weiterbildung
Erklärtes Ziel des Caritas-Projektes ist es, den Flüchtlingsfamilien zu einem Einkommen und damit zu einem unabhängigen Leben in Würde zu verhelfen. 2.000 Kinder können bereits zur Schule gehen. Die Caritas zahlt das Lehrmaterial, das sich die Eltern oft nicht leisten können. Es gibt auch Freizeitangebote für die Kleinen: Sport, Musik oder Handwerken. Währenddessen können ihre Eltern oder erwachsenen Geschwister bei der Caritas Berufsbildungskurse oder Trainings zu Finanzmanagement und Marketing besuchen. Ausgewählte Teilnehmer_innen werden finanziell dabei unterstützt, kleinere Geschäfte wie Minimärkte, Autowerkstätten oder Webereien zu gründen. Einige Gründungen waren bereits erfolgreich. Auch bedürftige Bewohner_innen aus Zakho können an den Förderungsprogrammen der Caritas teilnehmen.
Im Rahmen von Maßnahmen des sogenannten Cash for Work (engl.: Arbeit gegen Geld) schafft die Caritas auch selbst temporäre Arbeitsplätze. Meistens in Projekten, die der Gemeinschaft zugutekommen. Die Teilnehmenden bessern beispielsweise den öffentlichen Raum auf, befestigen Straßen und Gehwege oder unterstützen im Gesundheitswesen. Dafür bekommen sie einen Lohn ausgezahlt, mit dem sie ihre Familie ernähren oder Medizin kaufen können. Reicht das Geld nicht für dringend notwendige Arztbesuche oder Operationen aus, springt auch hier die Caritas ein.
Die Helfer_innen der Caritas Irak versuchen alles, um so vielen Geflüchteten wie möglich zu helfen. Sie kümmern sich um alle Menschen in Not - unabhängig von deren ethnischer Zugehörigkeit, der Religion, Nationalität oder Weltanschauung. Doch die Möglichkeiten sind begrenzt. Die Caritas Irak ist dringend auf Spenden angewiesen, damit sie den Geflüchteten im Nordirak auch in Zukunft beistehen kann. Denn niemand weiß, ob die Vertriebenen je nachhause zurückkehren können.