Wir helfen
Unsere Stärken: Wir bleiben!
Nachdem zu Beginn viele Freiwillige und zahlreiche Organisationen in der Akuthilfe präsent waren, wird es mit der Zeit ruhiger im Flutgebiet. Die Caritas tut nach wie vor das, was sie am besten kann: Nah an den Menschen sein, Bedarfe wahrnehmen und nachhaltig helfen. Während es direkt nach der Flut von Vorteil war, dass die Caritas oft schon Jahrzehnte in der betroffenen Region präsent war, ist es nun von Vorteil, dass sie auch über die Flut hinaus noch dableiben wird. So können langfristige und nachhaltige Angebote für die Betroffenen ermöglicht werden.
„Das steht mir nicht zu"
Viele Menschen tun sich schwer damit, Hilfe anzunehmen. Der Vergleich mit anderen Betroffenen „die es noch schwerer haben“, oder andere Gründe halten sie davon ab. Viele sind auch noch nie mit Angeboten der Caritas in Kontakt gekommen.
Berührungsängste müssen abgebaut werden. Manche Betroffene sind am Ende ihrer Kräfte – auch hier gilt es, auf sie zuzugehen und den ersten Schritt gemeinsam zu gehen. Wieder andere fühlen sich Monate oder Jahre nach der Flut vom Begriff „Fluthilfe“ gar nicht mehr angesprochen – sind aber eigentlich noch so sehr belastet, dass sie von den vielfältigen Hilfen profitieren können.
Kurzum: Sie alle gilt es mit unterschiedlichen Herangehensweisen abzuholen und aufzufangen. Jede_r Betroffene hat einen anderen Zeitpunkt, sich zu öffnen und Hilfe anzunehmen. Bei manchen ist dieser Zeitpunkt erst ein Jahr nach der Flut oder noch später.
Individuell helfen
Die Fluthilfe der Caritas verändert sich im Laufe der Zeit. Irgendwann stehen nicht mehr die Vielzahl von Anträgen im Vordergrund, sondern komplexe Einzelfälle. Die Bewältigung der Flutfolgen kann durch einen „Bearbeitungsstau“ der involvierten Behörden viele Monate dauern. Oft befinden sich Betroffene dann im Konflikt mit Versicherungen, Vermietern, Behörden oder anderen Parteien. Es gibt familiäre Probleme, alte Probleme kommen wieder hoch.
Den Betroffenen ist oft nicht bewusst, dass die Caritas über ein großes Netzwerk von internen und externen Stellen verfügt. Was zu Beginn offensichtliche Fluthilfe war, wird nun ganzheitlicher. Psychologische Beratungen und soziale Projekte rücken stärker in den Fokus. Die Menschen können auf unterschiedlichen Ebenen noch immer von den Schäden der Flut belastet sein.
Teilweise haben die Menschen keine Waschmaschine, da der Keller überflutet war. Eine „Waschbar“ (wie beispielsweise in Bad Neuenahr- Ahrweiler) kann den Menschen die Möglichkeit zum Waschen ihrer Wäsche geben und gleichzeitig ein sozialer Treffpunkt werden.
Wiederaufbauhilfen
Es dauert oft Monate oder sogar Jahre, bis die Betroffenen tatsächlich mit dem Wiederaufbau beginnen können. Die Caritas leistet Wiederaufbauhilfen zur Beseitigung der Flutschäden an privatem Wohneigentum sowie an flutgeschädigte Sozialeinrichtungen oder Vereinen. Bevor die Caritas Wiederaufbauhilfen auszahlt, sollten staatliche Unterstützungen und Versicherungsfälle berücksichtigt werden. Im Rahmen des Wiederaufbaus kann die Caritas auch Baufachberatungen anbieten.
Psychologische Hilfen
Wie geht es den Betroffenen?
Je weiter der Wiederaufbau voranschreitet und die Aufgaben weniger werden, desto mehr treten die Belastungen und ihre Folgen in das Bewusstsein der Betroffenen.
- Einige nehmen erst jetzt Hilfe in Anspruch, z.B. weil sie große Angst bei Starkregen entwickeln.
- Die Belastungen sind immer noch groß, da der Wiederaufbau sich oft in die Länge zieht (Frustration, Unsicherheit).
- Viele Betroffene fangen an, sich zu öffnen und bauen Vertrauen auf.
Was können wir für Sie tun?
- Soziale Angebote zur Vernetzung und zum Austausch anbieten - hier finden sich Gleichgesinnte (“Wir sind nicht allein”)
- Soziale Projekte und psychologische Themen auch über das Flut-Thema hinaus anbieten.
- Entspannungs- und Achtsamkeitstrainings.
- Bei Bedarf weitervermitteln, z.B. an Therapeut_innen.
Informieren, informieren, informieren
Eine langfristige Präsenz vor Ort ist der beste Weg, um nach und nach viele Betroffene zu erreichen. Informationsveranstaltungen zu spezifischen Themen und Angeboten der Caritas können ein niederschwelliger Weg sein, um Kontakte herzustellen. Durch den Wiederaufbau sind viele Betroffene zusätzlich belastet. Das Erklären bürokratischer Prozesse ist auch Teil der Caritas-Fluthilfe. Die zahlreichen Informationen rund um den Wiederaufbau und damit verbundene finanzielle Herausforderungen können die Menschen überfordern.
Schritt-für-Schritt-Erklärungen können ihnen helfen. Zudem kursieren viele Fehlinformationen. Professionelle Caritas-Fluthelfer_innen können die Menschen adäquat beraten und aufklären.
Die vergessenen Fälle
Es gibt sie auch jetzt noch: Betroffene, die noch (fast) nichts unternommen haben, um Hilfe zu erhalten. Man kann sie schnell übersehen – aber gerade bei ihnen ist der Hilfsbedarf oft besonders groß. Nur weil sich jemand nicht von selbst meldet, heißt das nicht, dass er/sie keine Hilfe braucht.
Wir organisieren
Den Blick in die Zukunft richten
Die laufende Fluthilfe sollte immer wieder im Team evaluiert werden. Dabei können vergangene Aktivitäten kritisch diskutiert, aber auch Zukunftspläne besprochen werden. Es ist nachhaltig, die Strukturen zu berücksichtigen, die vor der Flut schon da waren. So können Projekte auch über die Fluthilfe hinaus funktionieren. Zwar gibt es in der Fluthilfe finanzielle Mittel, um auch neue Initiativen zu fördern. Es sollten aber keine Bedürfnisse geweckt werden, die nicht dauerhaft erfüllt werden können. Hierbei ist auch immer wieder eine Absprache mit anderen kommunalen Akteuren wichtig.
Interne Evaluation
- Haben wir die Betroffenen noch im Blick?
- Können wir die Zielerreichung noch messen?
- Wie geht die Fluthilfe langfristig weiter?
- Wo soll der Fokus liegen?
- Was sind die Bedarfe und wie verändern sie sich?
Wie schafft man es, als Fluthilfe-Team einen langen Atem zu bewahren?
- Struktur: Das Fluthilfe-Team sollte gut koordiniert arbeiten können. Verschiedene Arbeitsbereiche sollten unter den Mitgliedern des Teams aufgeteilt werden.
- Austausch: Ein regelmäßiger Austausch ist wichtig – z.B. durch gemeinsame Büros, regelmäßige Teamtreffen, kollegiale Beratung und Fallbesprechungen.
- Teamtagungen: Es ist hilfreich, alle paar Monate als Team mit einer externen Moderation zusammenzukommen. So können Themen vertieft besprochen werden. Strategische Diskussionen finden hier ihren Platz jenseits des Arbeitsalltags.
- Demokratische Teamführung: Eine gute Mischung aus Mitarbeitenden unterschiedlicher Bereiche ist für das Team bereichernd. Alle sollten ernstgenommen werden und ihre Perspektive einbringen dürfen. Wenn die Mitarbeitenden für ihre Themen brennen, wirkt sich das auch positiv auf die Zusammenarbeit aus. Die Bedarfe der Betroffenen sind sehr divers – die Ideen im Team dürfen es auch sein. Kreativität ist wichtig!
- Supervision: Fluthilfe bedeutet auch, mit schweren Schicksalen konfrontiert zu sein. Eine externe Supervision kann hier Input liefern und Mitarbeitende entlasten. Auch Intervision im Team kann die Mitarbeitenden emotional sowie fachlich unterstützen.
Wir kommunizieren
„Was macht ihr überhaupt noch?“
Je länger die Flut her ist, desto mehr verschwindet sie auch aus dem öffentlichen Bewusstsein. Es ist umso wichtiger, transparent und stetig die Angebote der Caritas-Fluthilfe zu kommunizieren. Es sollten immer wieder auf verschiedenen Kommunikationskanälen Meldungen über laufende oder neue Angebote erfolgen. Die Betroffenen sind immer noch sehr belastet. Nur weil man ein Angebot bereits mehrfach kommuniziert hat, heißt das nicht, dass alle schon davon mitbekommen haben oder sich in der Lage sehen, die Angebote anzunehmen.
Auch innerverbandlich muss das Bewusstsein über die Wichtigkeit der Fluthilfe aufrechterhalten werden. Das ist von großer Bedeutung, um sowohl den Betroffenen als auch den Fluthelfer_innen den Rücken zu stärken.
„Die Flut ist doch schon lange vorbei“
Es kann sein, dass Betroffene ab einem bestimmten Zeitpunkt das Gefühl haben, die Flut sei so lange her, dass sie keinen Anspruch mehr auf Fluthilfe haben. Man kann also überlegen, ob sich der Begriff der Fluthilfe mit der Zeit gewissermaßen abnutzt. Hier muss in der Kommunikation bedacht werden, mit welcher Ansprache sich Betroffene angesprochen fühlen.
Stand der Hilfen
Regelmäßig, vor allem aber zu Jahrestagen der Flutkatastrophe, sollten Informationen über den aktuellen Stand der Fluthilfe zusammengetragen werden.
Dazu gehören:
- Berichte über den Stand der Verausgabung von Spendenmitteln.
- Informationen über aktuelle Angebote der lokalen Caritasverbände für Betroffene.
Im Hinblick auf die Jahrestage der Flut sollten die Inhalte mit zeitlichem Vorlauf in den Medien platziert werden. Nach wie vor hat die Öffentlichkeit Anspruch auf transparente Auskünfte über die Verausgabung von Spenden und laufende Hilfen. Hierbei ist eine Abstimmung mit anderen flutbetroffenen Verbänden und dem Gesamtverband sinnvoll.
Organisation
- Vernetzung mit lokalen Akteuren: Zuständigkeiten in Katastrophenfällen überprüfen, Kontakt zur Kommune herstellen, weitere lokale Akteure identifizieren und kontaktieren.
- Austausch innerhalb des Verbandes.
- Analyse: Eine individuelle Risikoanalyse über mögliche Gefahren im eigenen Verband schafft Klarheit über Gefahren (z. B. Schwachstellen aufgrund der geographischen Lage) und individuelle Möglichkeiten der Prävention.
- Planung: Krisenablaufpläne erstellen (Besetzung eines Krisenstabs, Benennung von Verantwortlichen etc.).
- Resilienzstärkung: In vielen Arbeitsfeldern der Caritas wird bereits an Themen gearbeitet, die im Falle einer Katastrophe nützlich sind (z. B. Stärkung des Ehrenamtes, Inklusion vulnerabler Gruppen).
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