Anlässlich der Amazonas Synode von Papst Franziskus
Fünf Jahre nach Erscheinen der päpstlichen Enzyklika Laudato si´ lud Papst Franziskus zu einer Synode in den Vatikan mit dem Titel Amazonien - neue Wege für die Kirche und eine ganzheitliche Ökologie ein. Dabei ging es um die Ausbeutung der Ressourcen des Regenwalds im Verhältnis zu der indigenen Bevölkerung, um Landkonflikte, Vertreibung und Umweltzerstörung.
Bereits seit 2012 unternimmt Caritas international Schritte, den Menschen im Amazonas eine nachhaltige Lebens- und Einkommensgrundlage im Einklang mit der Natur zu verschaffen. Das Agroforestal-Projekt in Madre de Dios der Kooperative APROCCI (Asociación de Productores de Cacao la Cumbre Inambari) setzt dabei ganz auf die Kakaobohne.
Kakao - Früchte statt Gold
Bebenden Schrittes geht Alejandrina Mamani in ihrem Kakao-Hain von Baum zu Baum. In Abständen von einigen Metern stehen die rund zwei Meter hohen Bäume. Mit der Machete schlägt die 61-Jährige gekonnt trockene Blätter ab und prüft, ob die Früchte schon reif sind.
Fachkundig begutachtet Alejandrina Mamani, ob ihre Kakaofrüchte schon reif sind. Seit einigen Jahren setzt sie auf den Kakao-Anbau: er soll auf dem Markt einen guten Preis erbringen und zudem den Regenwald schonen.Foto: Adriana Peralta Villavicencio
Vor 27 Jahren hat sie das Stück Land im Departament Madre de Dios gekauft und ist mit ihrem Mann und ihren fünf Kindern herunter ins Tiefland von Madre de Dios gezogen. "Wir haben ein Zimmer im Dorf Santa Rosa gemietet, und ich habe angefangen Reis und Mais anzubauen." Zur gleichen Zeit begann der Weltmarkt-Preis für Gold zu steigen und immer mehr Menschen aus den benachbarten Bergregionen kamen ins Amazonasbecken. Sie siedelten am gleichnamigen Fluss des "Madre de Dios", um an seinen Ufern mit der Suche nach Gold ihr Glück zu machen. Doch gefunden hat sie nur wenig, viel zu wenig.
Sie war bereit, auf den Kakao-Anbau umzusteigen. Landwirtschaftliche Berater der Caritas zeigten ihr, wie man Kakao-Bäume pflanzt, pflegt und welche Sorten am ertragreichsten sind. Mit ihrem Projekt des Kakaoanbaus stieß sie in ihrer Umgebung zuerst auf Unverständnis:
"Mit dem Kakao bleibst du ein Hungerleider", hatte ihr ein Nachbar prophezeit, der selbst nach Gold schürfte. Denn ein Kakaobaum braucht vier Jahre Pflege, bevor er zum ersten Mal Früchte trägt. Aber auch in diesen vier Jahren muss die Familie ernährt werden. Alejandrina Mamani pflanzte deshalb auch Bananen und Papaya-Stauden an, die Gewinne abwarfen, solange die Kakaobäume noch am Wachsen waren.
Beitrag zur Eindämmung des Klimawandels als "Nebeneffekt"
Der Anbau von Kakao ist auch aus ökologischen Gründen eine Alternative zur Weidewirtschaft, die den Regenwald zerstört. Zwischen den etwa zwei Meter hohen Kakao-Bäumen baut Alejandrina zudem Papaya und Cocona-Früchte, und die vom Aussterben bedrohten Shihuahuaco-Bäume an. Die heute einen halbem Meter hohen Pflanzen könnten eines Tages bis zu einem 50 Meter hohen, mächtigen Baum heranwachsen. "Ich werde den Baum zwar nicht mehr sehen, ich pflanze ihn aber für meine Enkelkinder". Damit trägt die Agroforst-Methode, mit der der Kakao angebaut wird, auch etwas zur Eindämmung des Klimawandels bei.
Caritas Puerto Maldonado hat mit der Kooperative das große Ziel, die Kakaobohnen möglichst selbst weiterzuverarbeiten, um die Einkünfte zu verbessern und sich von Zwischenhändler unabhängig zu machen. "Es ist und sehr wichtig, dass unsere Bauern den Kakao direkt vermarkten können", erklärt Juan Carlos Navarro, der Direktor der diözesanen Caritas in Puerto Maldonado. Die Genossenschaft hat dank staatlicher Zuschüsse und eines Beitrags von Caritas international eine Trockenanlage für den Kakao errichtet.
Alejandrina Mamani und ihre Enkelin Arubi prüfen, ob die Bohnen schon trocken genug sind. Danach wird Alejandrina sie von Hand schälen, zerkleinern und daraus die Kakaopaste herstellen. "Die Leute kennen mich schon, Sie sind doch diejenige, mit der guten Schokolade, rufen Sie mir zu", berichtet sie voller Stolz.
Hildegard Willer im Oktober 2019