Konfliktgeschichte Guinea Bissau
Caritas international
Die anhaltende Regierungskrise im 1,8 Millionen-Einwohner-Land sorgt immer wieder für Unruhen, Proteste und Spannungen. Für viele ist Guinea-Bissau ist zum Inbegriff für politischen Stillstand und soziale Konflikte geworden. Die Verwaltung des Landes ist quasi zusammengebrochen: Schulen, Krankenhäuser, Polizei und Justiz funktionieren nur noch ansatzweise. Darunter leidet vor allem die arme Bevölkerung.
Bürgerrechte stärken
2014 schritten die Menschen in Guinea-Bissau zur Urne, um Parlament und Präsidenten zu wählen. Damit die zivilgesellschaftlichen Strukturen gestärkt werden, beschloss der von Caritas international unterstützte Radiosender Sol Mansi, im Wahljahr 2014 das Thema Wahlen und Bürgerrechte zu seinem Fokus zu machen. Bis heute ist der Bedarf an Unterstützung für einen friedlicher Dialog aufgrund der anhaltenden politischen Krise hoch.
Radio Sol Mansi ging 2001 als kleiner kommunaler Sender in der Stadt Mansoa erstmalig auf Sendung. Inzwischen ist der katholische Radiosender der meist gehörte Sender im ganzen Land. Gerade im Bereich Konfliktprävention und Friedenssicherung ist es entscheidend, möglichst viele Menschen zu erreichen.
Rückblick auf die politische Situation
In den Jahren 1998/99 mündeten die politischen Konflikte in einen mit erbitterter Brutalität geführten Krieg. Längst hatten sich die Auseinandersetzungen nicht mehr nur auf die politischen Gegner gegen die Einparteienregierung beschränkt, sondern vor allem auch Militärmachthaber auf den Plan gerufen. Der Krieg hatte sich nach dem Militärputsch des Generals Ansumane Mane gegen Präsident Nino Vierira entzündet. Die Geschichte Guinea-Bissaus ist seither geprägt von Putschen und politisch motivierten Ermordungen ziviler und militärischer Autoritäten: Drei Generalstabschefs - unter ihnen auch der Putschist Mane - wurden seit 1999 von ihren jeweiligen Nachfolgern ermordet. Im März 2009 wurde auch der Präsident Nino Vieira von Armeeangehörigen umgebracht.
Im April 2012 putschte der Generalstabschef Antonio Indjai, um die Präsidentschaftswahlen zu verhindern. Fortan herrschte er über eine zivile Marionettenregierung und unterdrückte jeden Widerstand brutal. Internationale Sanktionen hatten damals die chronische Armut im Land noch einmal dramatisch verschärft.
Nicht erst seit gestern herrscht Gewalt
Ethnische Konflikte und politischer Machthunger einzelner Akteure waren in Guinea-Bissau eng miteinander verwoben und lähmen teilweise bis heute das soziale und wirtschaftliche Leben. Das Land rangiert am untersten Rand der Armutsskala. Seit Beginn der 2000er Jahre verschärfen Rivalitäten zwischen Drogenhändlern, die das westafrikanische Land als Haupt-Transitland für den Schmuggel von Kokain aus Lateinamerika nach Europa nutzen, die ohnehin angespannte Situation. Ende Dezember 2011 bekämpften sich einige Tage lang zwei Armeegeneräle und ihre Anhänger in den Straßen der Hauptstadt Bissau unter der gegenseitigen Beschuldigung, mit der kolumbianischen Kokainmafia zusammenzuarbeiten.
Dialog fördern
In diesem politischen Klima von Gewalt und Unsicherheit fördert der katholische Radiosender "Sol Mansi" über sein Programm seit vielen Jahren den interethnischen und interreligiösen Dialog im Land. Radio Sol Mansi ging 2001 als kommunaler Sender in der Kleinstadt Mansoa erstmalig auf Sendung. Gegründet wurde der Sender von dem italienischen Missionar Davide Sciocco vor dem Erfahrungshintergrund des Bürgerkriegs. Frieden, Versöhnung und Dialog sind die Themen der Programme, die einen Beitrag dazu leisten möchten, weitere kriegerische Auseinandersetzungen zu verhindern. Sol Mansi, lange Zeit der einzige politisch unabhängige Radiosender in Guinea-Bissau, kann - im Gegensatz zu allen anderen - im ganzen Land empfangen werden. Caritas international unterstützt das Friedensprojekt seit 2009.
Oktober 2018