Menschenwürdige Unterkünfte für syrische Flüchtlinge
Tausende von syrischen Flüchtlingen kommen über die jordanische Grenze und suchen dort Hilfe bei der Caritas. Paul Jeffrey
Im Niemandsland nahe der syrischen Grenze hat der jordanische Staat ein Flüchtlingslager errichtet, um den Ankommenden eine Anlaufstelle zu bieten. Doch die meisten versuchen, das Lager schnell zu verlassen. Wael Suleiman hat dafür ein Erklärung: "Unser Land ist darauf nicht vorbereitet”, sagt der Direktor der Caritas Jordanien. "Es ist unmenschlich, die Flüchtlinge in der Wüste festzuhalten, wo es im Sommer mehr als 45 Grad heiß wird, und im Winter viel zu kalt ist, um in Zelten zu leben.”
Die Caritas Jordanien hat auf diese Situation reagiert: 150 Mitarbeiter und 1.100 Freiwillige sind seit Monaten im Einsatz. Sie versuchen die Flüchtlinge in Städten und Dörfern unterzubringen. Meist sind das Frauen und Kinder. Ihre Männer und Väter haben sie über die Grenze gebracht und sind dann zurück nach Syrien um zu kämpfen. Die Frauen müssen den Alltag in einem fremden Land bewältigen, die Kinder versorgen und zudem Flucht, Gewalt und Traumatisierungen verarbeiten. "Wir geben ihnen Lebensmittel, Seife und Medikamente. Aber das Wichtigste ist eine Unterkunft. Selbst in Kellern und Scheunen geht es ihnen besser als in einem Lager unter einer Zeltplane", erklärt Dana Shahin von der Caritas Jordanien.
Wasser, Öl und Energie werden knapp
Täglich lassen sich mehrere hundert Flüchtlinge iim Caritas-Zentrum Mafraq in Jordanien registrieren. Die meisten von ihnen kommen völlig mittellos.Achim Reinke/ Caritas international
Für Caritas-Direktor Suleiman ist dies der Versuch, die Würde der Menschen zu erhalten, die durch den Bürgerkrieg aus ihrer Heimat vertrieben wurden. Ein selbstbestimmtes Leben sei in den Lagern einfach nicht möglich. Um die Menschen in den privaten Unterkünften zu erreichen, gehen Psychologen und Sozialarbeiter der Caritas Jordanien dorthin, wo die Flüchtlinge untergekommen sind: bei Familien, in umgebauten Garagen oder hergerichteten Gemeindezentren.
Mittlerweile leben hunderttausende syrische Flüchtlinge in Jordanien - im Lager und außerhalb. Noch sind die Jordanier gastfreundlich. Die meisten Hilfsgüter können im Land selbst besorgt werden. Zudem schreibt ein Gesetz vor, dass diese zu einem Drittel armen jordanischen Familien zu Gute kommen müssen. So will das Land soziale Spannungen vermeiden.
Trotzdem muss das kleine Jordanien schwer an der Last der syrischen Flüchtlinge tragen. "Unsere Ressourcen sind begrenzt”, sagt Wael Suleiman. "Wasser, Öl, Energie: Alles ist knapp bei uns.” Zehn Prozent Bevölkerungszuwachs in wenigen Monaten - das steckt kein Land so einfach weg. Doch der Krieg dauert an, alle scheinen sich auf eine lange Zeit einstellen zu müssen. Die syrischen Flüchtlinge und auch die Jordanier.