Russland: Preissteigerungen bei Niedriglöhnen in Kaliningrad
In Kaliningrad freuen sich die wenigsten Bürger auf die WM. Die meisten Menschen haben mit anderen Problemen zu kämpfen - wie etwa steigenden Mieten bei immer geringeren Einkommen.
Die anhaltende Wirtschaftskrise, die EU-Sanktionen und die russischen Gegensanktionen haben zu einem extremen Anstieg der Armutsrate in Russland geführt. Die Zahl der Russen, die mit weniger als dem Existenzminimum auskommen müssen, ist in 2017 auf 15 Prozent angestiegen. In Kaliningrad ist die wirtschaftliche Situation besonders prekär. Durch die geografische Nähe zu den europäischen Staaten ist Kaliningrad heute im hohen Maße von EU-Sanktionen gegen Russland, Exportbeschränkungen und dem russischen Importverbot für Güter aus den EU-Ländern betroffen.
Ein großes Problem sind die Preissteigerungen bei fast allen Lebensmitteln, Gütern des täglichen Bedarfs, Medikamenten, Benzin
Armut und Stillstand
In Folge der Wirtschaftskrise sind viele Betriebe in Kaliningrad geschlossen worden. Die Löhne sind extrem niedrig, die Arbeitslosigkeit steigt und es gibt nur wenige Ausbildungsmöglichkeiten. Vor allem im "Hinterland" ist der Zugang zu Bildung in der Regel nicht gegeben. Gleichzeitig steigen die Preise für Lebensmittel und andere Waren des täglichen Bedarfs. Die Preiserhöhungen, der Arbeitsplatzmangel sowie schlecht bezahlte Jobs haben dazu geführt, dass sich auch die materielle Lage der Mittelschicht stark verschlechtert hat. Besonders in den ländlichen Räumen sind die Menschen verarmt und können sich notwendige Güter nicht mehr leisten. Etwas abseits von der A 194, früher die alte Reichsstraße 1, die weiter nach Polen führt, liegen die Felder brach und in alten Landhäusern, mittlerweile Ruinen, die teilweise noch aus deutscher Zeit stammen, leben Familien in unvorstellbarer Armut.
Solche maroden Häuser gibt es häufig im Oblast Kaliningrad. Geringe Einkommen und wenig Ausbildungsplätze gefolgt von Perspektivlosigkeit sind ein großes Problem in den ländlichen Gebieten Kaliningrads. Wie so oft, leidet vor allem die Jugend darunter.
Keine Perspektiven für Kinder und Jugendliche
Niedrige Einkommen der Familien sind Ursache für Unterernährung, Verschlechterung des Gesundheitszustandes und der mangelnden medizinischen Versorgung. Darunter leiden vor allem Kinder und Jugendliche. Die Fürsorge für die Kinder kommt durch die massiven Existenzängste der Eltern oft zu kurz. Laut offiziellen Behördenangaben gibt es knapp 4000 stark sozial-gefährdete Familien in Kaliningrad, in denen etwa 5300 Kinder und Jugendliche leben. Ihr Leben ist von Hoffnungs-und Perspektivlosigkeit geprägt. Ein hoher Alkohol- und Drogenkonsum sowie ein Abrutschen in die Kriminalität ist die Folge. Der illegale Drogenhandel ist ein großes Problem in Kaliningrad. Auf staatlicher Seite fehlt es sowohl an Initiativen als auch an Haushaltsmitteln, um die sozial Schwächeren in der Region wirksam zu unterstützen. Es gibt keine ausgeprägten Systeme der Familienunterstützung.
Hoffnungs- und Perspektivlosigkeit zeichnet die Lage vieler Menschen in Kaliningrad aus.
Juni 2018