Syrien: Humanitäre Hilfe im Konflikt
Der Krieg in Syrien, der im März 2011 mit einem Aufstand gegen die Regierung Assads begann, eskaliert auch im siebten Kriegsjahr weiter. Der Konflikt löste die größte Flüchtlingskatastrophe in der modernen Geschichte des Nahen Ostens aus - sie erstreckt sich vor allem auf die Nachbarländer Syriens. Die Mehrzahl der rund 5,6 Millionen Menschen, die aus Syrien geflohen sind, suchen im Libanon, Jordanien, Irak, der Türkei, aber auch in Ägypten und in Armenien Zuflucht. Schätzungsweise 6 Millionen Syrer irren auf der Suche nach Schutz im eignen Land umher.
Die Lage im Land wird immer dramatischer
Die UN geht davon aus, dass über 13,1 Millionen Menschen in Syrien auf humanitäre Hilfe und Schutz angewiesen sind. Rund 3 Millionen Menschen leben in für Hilfsorganisationen nur schwer zu erreichenden Regionen. Über 590.000 Syrer sind in belagerten Zonen praktisch von der Außenwelt abgeschnitten. Internationale Hilfskonvois erreichen längst nicht alle hilfsbedürftigen Menschen innerhalb des Landes und werden immer wieder vom syrischen Regime und bewaffneten Gruppen in ihrer Arbeit behindert. Nach über sieben Jahren Krieg ist selbst die Grundversorgung der Menschen oft nicht mehr gesichert. Viele Syrer leiden Hunger, die medizinische Versorgung ist katastrophal. Unzählige Krankenhäuser wurden zerstört, medizinisches Personal hat das Land verlassen und es gibt nicht genug Medikamente.
Die Wirtschaftslage ist dramatisch. Viele Menschen haben keine Arbeit und die Preise für Lebensmittel und Dinge des täglichen Bedarfs haben sich vervielfacht. Die lokale Währung befindet sich im freien Fall. Mütter und Väter können ihre Familien nicht mehr ausreichend versorgen. Insbesondere schutzbedürftige Kinder, Alte, Kranke und Menschen mit Behinderung leiden darunter. Mit Unterstützung der russischen Armee, greift das syrische Regime immer wieder auch zivile Ziele aus der Luft an. Dabei gelang es der syrischen Armee und ihrer Verbündeten zuletzt, die Stadt Aleppo zurückzuerobern. Den Krieg in Syrien wird jedoch auch das nicht beenden können. In Ost-Ghuta, in Idlib und Afrin haben sich im letzten Winter neue Hotspots der Gewalt gebildet - alleine in Ost-Ghuta sind ca. 400.000 Menschen nahezu schutzlos und abgeschnitten von Hilfslieferungen den täglichen Bombenangriffen ausgeliefert.
Syrische Flüchtlinge in Jordanien und im Libanon
Rund 1,7 Millionen syrische Flüchtlinge sind offiziell bei dem Flüchtlingswerk der Vereinten Nationen UNHCR in Jordanien und im Libanon registriert. Die Mehrheit von ihnen wird von Familien und Gemeinden überall im Land aufgenommen und nur ein kleiner Teil sucht Zuflucht in Flüchtlingslagern in Jordanien. Im Libanon gibt es aufgrund der jüngsten Bürgerkriegsgeschichte und der politischen Lage keine offiziellen Flüchtlingslager, die materielle Not ist in beiden Ländern groß. Die soziale und medizinische Infrastruktur sowie das Bildungssystem stehen aufgrund der anhaltenden Wirtschaftskrise und der steigenden Nachfrage in beiden Ländern am Rande des Zusammenbruchs.
Der Arbeitsmarkt bietet schon für die libanesische und jordanische Bevölkerung nicht genug Möglichkeiten, so dass es für syrische Flüchtlinge besonders schwer ist, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Oft halten sich Syrer mit Gelegenheitsjobs und Hilfsarbeiten über Wasser oder enden aus Verzweiflung bettelnd auf der Straße. Viele Flüchtlingskinder arbeiten für ein paar Cent am Tag. Oft verkaufen sie Blumen, Kaugummis oder putzen Schuhe. Zehntausende Kinder sind es laut UNICEF, die in Städten oder in ländlichen Gebieten arbeiten. Zu der allgemeinen Notlage kommt, dass viele Flüchtlinge durch extreme Gewalterfahrung schwer traumatisiert sind. Insbesondere Mütter und Kinder sowie junge Frauen, die Opfer sexueller Gewalt oder gar von Folter wurden, benötigen dringend psychosoziale Begleitung. Im Libanon kommt mit mehr als einer Million Flüchtlingen inzwischen nahezu jeder vierte Einwohner aus Syrien. Der wirtschaftliche, politische und demographische Druck auf das Land wächst. In Jordanien ist die Situation ähnlich, wobei dort mit 660.000 Flüchtlingen bei einer Bevölkerung von 6,5 Millionen deutlich weniger Geflüchtete registriert sind.
Die Caritas hilft
Caritas international unterstützt sowohl die Menschen in Syrien als auch Flüchtlinge und bedürftige Libanesen, Jordanier und Iraker in den Nachbarländern mit Nahrungsmitteln, Medikamenten, ärztlicher Hilfe, Miet- und Schulbeihilfen sowie psychosozialen Angeboten. Zudem setzt Caritas international vermehrt auf Bargeldhilfen, die den Menschen erlauben die Deckung ihrer Grundbedürfnisse selbst in die Hand zu nehmen. In einem Krieg, der den Menschen jegliche Normalität geraubt hat, gibt diese Art der Unterstützung den Flüchtlingen ein Stück ihrer Würde zurück und unterstützt zudem die lokale Wirtschaft. Im Winter ist weiterer Schwerpunkt der Hilfen die Ausstattung mit Heizmaterial und Decken.
Bisher konnte Caritas international rund eine Million Vertriebene in Syrien und Flüchtlinge in den Nachbarländern erreichen. Insgesamt wurden über 45 Millionen Euro bereitgestellt. Der größte Teil des Geldes kommt vom Auswärtigen Amt.
Die Hilfe in Syrien ist nur unter hohen Risiken für Leib und Leben möglich. Ungezählte Überfälle auf Hilfskonvois sowie der Tod zahlreicher Helfer belegen das auf grausame Weise.
Mai 2018