Sukanya Chatterjee kommt aus Kalkutta und ist Expertin für Katstrophenvorsorge der indischen Partner von Caritas international. Kürzlich war sie zu Besuch in Freiburg, um über die Klimawandelfolgen in Indien zu berichten. Chatterjee erzählte, dass indische Bauern verschiedene, jahrhundertealte Begriffe für Regen kennen, der zu früh, zu spät oder gar nicht fällt. Auch für Dürrezeiten, die zu lang sind oder zum falschen Zeitpunkt kommen, gibt es historische Wörter. Hat es Wetterextreme wie heute in Indien demnach schon immer gegeben - und wie sind die Menschen früher damit umgegangen?
Folge des Klimawandels: Hitzewellen häufiger und extremer
Um dieser Frage auf den Grund zugehen, diskutieren die Fachleute der Caritas-Partner in Indien regelmäßig mit Bäuerinnen und Bauern. Die Erkenntnisse aus den Gesprächen sind eindeutig: Die indischen Bäuerinnen und Bauern machen zwar bereits seit Jahrhunderten Erfahrungen mit extremen Trockenperioden, doch ereigneten sich diese in der Geschichte nicht gleich mehrmals in Folge. Heute treten Dürren im kurzfristigen Wechsel mit Zyklonen auf, die Flutkatastrophen verursachen. Die Hitzewellen sind extremer und lösen regelmäßig Großbrände aus. Die Bauernfamilien leiden heute mehr als früher unter klimabedingten Ernteausfällen.
Hinzu kommen demographische Faktoren. Feuchtgebiete und Flussufer sowie Küstenstreifen, werden immer dichter besiedelt. Die Böden sind durch die großflächig betriebene Viehzucht so stark beansprucht, dass Futterpflanzen nicht mehr nachwachsen können. Auch die Monokulturen der modernen Landwirtschaft sind besonders anfällig für Schädlinge und Wetterextreme infolge des Klimawandels.
Vorsorge ist effizienter als Nothilfe
Die Partner von Caritas international in Indien wollen die humanitäre Hilfe an die Folgen des Klimawandels anpassen. Neben akuter Nothilfe im Katastrophenfall bedeutet das, die bedrohten Menschen auf mögliche Wetterextreme vorzubereiten.
Fachleute der Caritas-Partnerorganisation gehen hierfür in die Dörfer und entwickeln gemeinsam mit den von Klimaschäden betroffenen Gemeinschaften Notfallpläne. Auf Dorfversammlung planen Bäuerinnen und Bauern beispielsweise, wie sie ihr Vieh bei Überschwemmungen rechtzeitig auf Hügel treiben können, damit die Tiere nicht ertrinken. Die Versammlung wählt Mitglieder aus, die diese Notfall-Hügel pflegen und Instand halten. Zusätzlich werden Ernte-Komitees in den Dörfern gebildet. Sie sorgen dafür, dass die mühsam erbrachten Ernten trocken und sicher gelagert werden.
Gemeinsam mit den Bauern nach Lösungen suchen
Der Projektleiter für städtische Entwicklungsprogramme der indischen Partnerorganisation unterstrich bei den Gesprächen in Freiburg außerdem, dass neben Dorfbewohner_innen und Bauernfamilien auch die Menschen in städtischen Armensiedlungen lernen müssen, wie sie mit den Folgen des Klimawandels umgehen. Die meisten Hütten in den Slums der Städte sind mit Plastikplanen gedeckt. Das heißt, dass sie bei Hitzewellen schnell Feuer fangen. Um die Menschen hiervor zu schützen, halten die Caritas-Partner auch in den Slums Trainings ab. Beispielsweise zeigen sie den Bewohner_innen, wie sie ihre Siedlung schnell und sicher evakuieren.
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