Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erkrankten im Jahr 2021 rund 75.000 Menschen in Afghanistan an TB. Die Tuberkulose bricht sich dort Bahn, wo Menschen mangelernährt sind, unter schlechten hygienischen Bedingungen leben müssen und das Geld für den Arzt fehlt. Schlicht: Wo Armut herrscht. Das ist in Afghanistan fast überall der Fall. "Die meisten können sich nicht mal eine Kopfschmerztablette leisten", berichtet Ramazan Bashardoost, der als Labortechniker in der Klinik in Yakawlang arbeitet. Deshalb sind die neun LEPCO-Krankenhäuser im Land der einzige Ort, an dem sie wieder gesund werden können. Und das kostenlos.
Tahera ist Patientin in der Lepco Klinik, sie leidet seit vier Jahren an Tuberkulose. Dank der Behandlung geht es ihr langsam besser.Foto: Pamir Production Team
Die 17-jährige Tahera leidet seit vier Jahren an Tuberkulose, einer Krankheit, die vor allem die Lunge schädigt und auch Schwindsucht genannt wird, weil die Betroffenen rapide an Gewicht verlieren. "Ich musste ständig husten, hatte Schmerzen, habe kaum Luft bekommen. Als klar war, dass es Tuberkulose ist, durfte ich nicht einmal mehr in die Schule. Ich hatte auch große Sorgen, meine Familie anzustecken", erzählt Tahera. Obwohl sie aus einem vier Stunden entfernten Dorf stammt, war die LEPCO-Klinik in Yakawlang die erste Gesundheitseinrichtung, in der ihre Tuberkulose behandelt werden konnte. Mit den Medikamenten, die sie hier bekommt, geht es ihr langsam besser.
Schritt für Schritt
Geduld ist ein Schlüsselwort in der Tuberkulose-Bekämpfung, die Infektionskrankheit ist ein hartnäckiger Gegner. "Wir behandeln TB-Erkrankte sechs bis 18 Monate, manche sogar zwei Jahre. Sie bekommen hier ein Bett, Mahlzeiten und ihre Medikamente", erzählt Ramazan Bashardoost. "Jedes Jahr nehmen wir 80 bis 140 neue Patienten stationär auf." Darunter sind viele Frauen. Sie machen mehr als die Hälfte der TB-Fälle in Afghanistan aus, 20 Prozent sind Kinder.
Dass die Krankheit tatsächlich leicht über eine Tröpfcheninfektion übertragbar ist, lässt sich auf den großen Plakaten nachlesen, die an den Außenwänden der Klinik hängen und die Menschen zum Arztbesuch ermuntern sollen. Einst gegründet, um Lepra zu behandeln, hat sich der Fokus der Klinik immer weiter Richtung Tuberkulose verlagert. Das liegt auch daran, dass Lepra in den vergangenen 30 Jahren erfolgreich bekämpft wurde -ein Vermächtnis der LEPCO-Kliniken, die bereits seit Mitte der 1980er Jahre von Caritas international unterstützt werden.
"Als ich ein Kind war, wurde einer unserer Nachbarn schwer krank und starb, weil es keinen Doktor, keine medizinische Hilfe für ihn gab. Seitdem wollte ich Arzt werden", sagt Amrullah Yaqoobi, Röntgenarzt in der LEPCO-KlinikFoto: Parmir Production Team
Zeit für Träume
Für die Patient_innen ist die TB-Behandlung in der Klinik oft lebensrettend. Und zugleich eine Eintrittskarte zurück in ihre Gemeinden: "Ich möchte wieder zur Schule gehen, meine Ausbildung beenden, Arbeit finden. Mein Traum ist es, Lehrerin zu werden und meinem Land zu dienen", sagt Tahera. Dass die junge Frau heute wieder Träume schmieden kann, ist keine Selbstverständlichkeit. Der LEPCO-Klinik und ihrem Team sei Dank.