Die Venezolaner_innen leiden extrem unter der komplexen politischen, sozialen und wirtschaftlichen Krise. Grundnahrungsmittel sind für viele unerschwinglich. Wer krank wird, steht allein da: marode Krankenhäuser, kaum Medikamente. Die Regierung hat das Land über die Jahre heruntergewirtschaftet, internationale Sanktionen haben die Not der Bevölkerung zusätzlich verschärft. Derzeit zeichnet sich keine Alternative ab: Die Opposition ist zerstritten, die Zivilgesellschaft schwach. Für viele Menschen, die geblieben sind, beginnt jeden Tag aufs Neue ein Kampf ums Überleben. Diejenigen, die flüchten, begeben sich auf einen gefährlichen Weg.
Gemeinsam mit unseren lokalen Partnern Caritas Venezuela und Flüchtlingsdienst der Jesuiten unterstützen wir die Menschen in Venezuela, aber auch die Geflüchteten in den Nachbarländern Kolumbien und Ecuador umfassend. Zu den Hilfen gehören
- die Verteilung von Nahrungsmitteln, Wasser und Hygieneartikeln
- Unterkünfte für geflüchtete Menschen
- psychologische, medizinische und rechtliche Hilfe für Betroffene von Menschenhandel, sexueller Gewalt und Zwangsprostitution.
Jetzt für die Betroffenen der Krise spenden
Im Kampf gegen die Unterernährung
"Seit Jahren sind Lebensmittel extrem knapp. Familien mit einem normalen Gehalt können sich schon lange nicht mehr ausreichend ernähren. Der Verdienst einer Woche reicht oft nur für ein Brot und ein Kilo Reis, wenn überhaupt. Erschwerend kommt hinzu, dass viele Venezolaner kein sauberes Wasser, Toiletten und Hygieneartikel haben. So erkranken sie beispielsweise an Durchfallerkrankungen, die oft gar nicht oder nur unzureichend behandelt werden können, weil die Gesundheitsdienste nur sehr schlecht funktionieren. Die Mangel- und Unterernährung ist dramatisch. Die Armutsquote stieg zwischen 2012 und 2020 von 32 auf 96 Prozent", berichtet Janeth Marquez, Direktorin der Caritas Venezuela.
Um der Unterernährung entgegenzuwirken, unterstützt die Caritas die Menschen in Venezuela vor allem durch Nahrungsmittel, die zu einer ausgewogenen Ernährung beitragen. Dabei stehen besonders Kinder unter fünf Jahren sowie schwangere und stillende Frauen im Fokus. Die betroffenen Familien erhalten elektronische Gutscheine, mit denen sie ausreichend qualitativ hochwertige Lebensmittel einkaufen und so ihre Ernährung sichern können.
Die Krise geht über Venezuela hinaus
Neben Mangel- und Unterernährung sowie dem maroden Gesundheitswesen treibt die Perspektivlosigkeit die Menschen aus dem Land. Die Krise geht über Venezuela hinaus: Es ist die größte Flüchtlingskrise in Lateinamerika. Deshalb helfen wir den geflüchteten Menschen auch in den Grenzregionen von Kolumbien und Ecuador. Sie brauchen Essen und ein Dach über dem Kopf, und oft auch psychologische, medizinische und rechtliche Hilfe. Denn viele erfahren auf der Flucht Gewalt, etwa durch Menschenhandel, sexuelle Gewalt und Zwangsprostitution.
In den Ankunftsstaaten ist der rechtliche Status der Flüchtlinge zudem oft unklar. Rechtsberater_innen der Caritas weisen ihnen den Pfad durch den juristischen Dschungel. "Für venezolanische Neuankömmlinge ist schwer zu durchschauen, welche Ansprüche sie haben, ob Bescheide der Behörden stichhaltig sind. Zumal die Gesetze sich oft geändert haben in den vergangenen Jahren", erklärt Caritas-Anwältin Maryi Vergel.
Den Geflüchteten beim Kampf für ihre Rechte zur Seite zu stehen, ist Teil des Auftrags der Caritas in Kolumbien. Neben der Rechtsberatung gehören dazu auch ein Ernährungsprogramm für Mütter und Kinder, medizinische Hilfen, Mietzuschüsse und psychologische Beratung.
Vanessa Martinez profitiert von diesen Hilfen. Nach ihrer Flucht von Venezuela nach Kolumbien half ihr die Caritas-Anwältin dabei, eine Krankenhausbehandlung für ihre Tochter zu erreichen. Durch die psychologische Begleitung gewann sie Lebensfreude zurück, die ihr durch die Erfahrungen der Flucht und der Ankunft in Kolumbien abhanden gekommen war. Heute will sie etwas zurückgeben von der Unterstützung, die sie erhalten hat, und ist selbst Teil des Caritas-Teams. Vanessa Martinez bietet ihre Wohnung zum Beispiel für Workshops an, in denen Neuankömmlinge eine erste Beratung bekommen und sich untereinander austauschen können. Sie vermittelt auch Kontakte zu den spezialisierten Berater_innen. "Ich habe so viel Hilfe und Solidarität erfahren", sagt sie über ihr Engagement, "davon möchte ich etwas zurückgeben. Wenn du säst, dann kannst du irgendwann ernten. Daran glaube ich ganz fest."
Die Hilfen werden durch Mittel des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland gefördert.