Jordanien: Unterstützung für Frauen und Kinder
Im Oktober 2023 waren 730.658 Geflüchtete in Jordanien beim UN-Flüchtlingskommisariat UNHCR registriert, die Dunkelziffer ist fast doppelt so hoch. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien. Aber auch aus dem Irak sind zehntausende Menschen nach Jordanien geflohen. Die meisten Familien leben in Armut, viele Flüchtlinge werden in Jordanien ausgegrenzt. Gleichzeitig tragen sie traumatische Erfahrungen an Krieg und Flucht mit sich. Die Folge: In vielen Familien herrschen psychischer Druck und Stress, der auch zu innerhäuslicher Gewalt führen kann. Eltern wie Kinder wissen kaum, wie man Konflikte friedlich löst. Da die Familien auf sehr engem Raum zusammenleben, ist es schwierig, aufeinander Rücksicht zu nehmen oder sich zurückzuziehen. Wahida Ali hat fünf Kinder. Sie lebt seit acht Jahren in Jordanien. Sie erzählt: "Mein Mann hat eine andere Frau geheiratet und das Land verlassen. Nun muss ich allein für meine Kinder sorgen, was sehr schwer ist. Mein 8-jähriger Sohn ist sehr krank. Er hatte schon einen Schlaganfall und muss an der Prostata operiert werden. Aber das kann ich mir nicht leisten."
Aufgrund der schwierigen Umstände werden viele Kinder ihrer Kindheit beraubt. In den Kriegswirren im Heimatland und auf der Flucht war es vielen nicht möglich, eine Schule zu besuchen. In Jordanien sind viele Familien darauf angewiesen, dass die Kinder zum Lebensunterhalt beitragen. Sie verkaufen Lebensmittel auf der Straße. Mädchen werden von ihren Eltern früh verheiratet. Selbst wenn die Kinder nicht arbeiten müssen, können sich viele Familien einen Kindergartenplatz nicht leisten. Kostenlose Plätze in staatlichen Kindergärten sind knapp, Plätze in privaten Kindergärten für die meisten Familien unbezahlbar. Viele Kinder werden in den Schulen auch wegen ihrer Herkunft ausgegrenzt. Die Vorschule ist für die gesunde Entwicklung von Kindern aber sehr wichtig: Dort lernen sie, mit Gleichaltrigen umzugehen, Konflikte friedlich zu lösen und werden auf die erste Klasse vorbereitet.
Zukunftsperspektiven durch Bildung
Mit Hilfe der Caritas Jordanien können Kinder aus Flüchtlingsfamilien im Alter von vier bis sechs Jahren in den Städten Amman, Mafraq, Irbid, Zarqa und Madaba eine Vorschule besuchen. Die Mitarbeitenden der Caritas kümmern sich um den Transport zur Schule und versorgen die Kinder im Laufe des Tages mit einer warmen Mahlzeit. Im Kindergarten werden die Kinder mit vielen kreativen Angeboten gefördert und finden einen sicheren Platz zum Spielen. Hierbei lernen sie, ihre Gefühle auszudrücken und ihre Kreativität zu entwickeln. Einfache Übungen im Lesen und Rechnen bereiten die Kinder auf den Start in der Grundschule vor.
Für viele Kinder sind die Angebote der Caritas auch eine Chance, einen geregelten Alltag zu erleben, zu lernen, mit Gleichaltrigen zu spielen und Konflikte friedlich zu lösen. In der kindgerechten Umgebung können sie die Sorgen des Alltags für ein paar Stunden hinter sich lassen.
Gewaltfreie Erziehung und Bildung für Mütter
Neben den Kindern und Jugendlichen hat die Caritas Jordanien vor allem deren Mütter im Blick. In vielen Familien herrscht ein autoritärer Erziehungsstil. Die jungen Eltern haben dies selbst als Kinder so erlebt und handeln nach dem Vorbild ihrer eigenen Familie: Es findet wenig Kommunikation statt. Häufig wenden die Eltern auch physische Gewalt an. In den Kursen der Caritas lernen die Mütter und Väter zum einen mit ihren schwierigen Lebensumständen umzugehen, unter anderem durch Meditation und Atemübungen. Zum anderen lernen sie, ihren Kindern gewaltfrei Regeln beizubringen und Grenzen aufzuzeigen.
Teilweise können die Mütter selbst nicht lesen und schreiben. Die Caritas bietet deshalb Alphabetisierungskurse an. Schwerpunkte sind Mathematik, Englisch und Arabisch. So können die Mütter gemeinsam mit ihren Kindern lernen und erfahren, wie wichtig Bildung für sie selbst und für ihre Kinder ist, um das eigene Leben zu gestalten.
Aktuell nehmen 320 Kinder und 225 Mütter an den Bildungsangeboten der Caritas teil.