Jordanien nimmt seit vielen Jahren zahlreiche schutzsuchende Menschen aus den Nachbarländern auf. Im Oktober 2023 waren 730.658 Geflüchtete in Jordanien beim UN-Flüchtlingskommisariat UNHCR registriert, die Dunkelziffer liegt fast doppelt so hoch. Die meisten Flüchtlinge kommen aus Syrien. Aber auch aus dem Irak sind zehntausende Menschen nach Jordanien geflohen. Hinzu kommen 800.000 Arbeitsmigrant_innen (Stand 2022).
Ein Leben in Armut
Über 90 Prozent der Flüchtlinge leben in Armut. Die syrischen Flüchtlinge dürfen aufgrund behördlicher Auflagen nur in der Landwirtschaft und im Baugewerbe arbeiten. Da die jordanische Wirtschaft darniederliegt, finden sie dort nur schwer Arbeit. Viele haben nicht genug Geld, um Lebensmittel und Miete zu bezahlen und müssen sich verschulden.
Menschen, die aus anderen Ländern als Syrien geflohen sind, stehen in Jordanien vor weiteren Hürden: Seit 2019 werden sie dort nicht mehr als Flüchtlinge anerkannt. Daher bekommen sie keine Aufenthaltsgenehmigung und können nur selten legal arbeiten - arbeiten sie ohne offizielle Erlaubnis, werden sie schwer bestraft. Im Gegensatz zu Syrer_innen bekommen andere Geflüchtete zudem keine Lebensmittel von der UN und müssen in Krankenhäusern hohe Gebühren bezahlen, die sich viele nicht leisten können.
Die Mitarbeitenden von Caritas Jordanien kümmern sich um alle bedürftigen Menschen, unabhängig von ihrer Nationalität oder ihrem rechtlichen Status. Dazu zählen syrische Flüchtlinge außerhalb der offiziellen Flüchtlingscamps, Geflüchtete aus anderen Ländern, Arbeitsmigrant_innen und bedürftige Jordanier_innen, darunter Menschen mit Behinderung, Kranke, Alleinerziehende, ältere Menschen und Waisen.
Wie die Caritas hilft
- Bargeldhilfen
- Medizinische Versorgung
- Psychologische Unterstützung
Würde und Selbstbestimmung bewahren
Seit einigen Jahren unterstützt die Caritas Flüchtlinge über ein Geldkartensystem mit Bargeldhilfen. Viele der syrischen Flüchtlingsfamilien waren bis zu diesem Zeitpunkt jahrelang von Hilfsgüterverteilungen abhängig. Mit Bargeldhilfen können sie ihre Ohnmacht und Passivität überwinden. "Es ist für uns syrische Flüchtlinge schwierig, immer wieder um Hilfe bitten zu müssen. Es ist erniedrigend, weil man das Gefühl bekommt, allein darauf reduziert zu werden", klagt beispielsweise der Syrer Rajaa Mustafa al-Maqdad, der mit seiner neunköpfigen Familie in Ramtha lebt. "Aber bei der Caritas ist das anders. Dort behandelt man uns respektvoll und als gleichwertig. Das hilft uns, den Kopf wieder oben zu tragen."
Der Ansatz der Caritas stärkt die Würde und Handlungsfähigkeit der Menschen, indem sie wieder selbst über ihre eigenen Bedürfnisse entscheiden können. Die Bargeldhilfen sind an Beratungen geknüpft. Gemeinsam mit den betroffenen Menschen schauen die Mitarbeitenden, welche Ausgaben wirklich nötig sind und wo sie sparen können.
Medizinische Versorgung
In den Caritas-Zentren nehmen die Mitarbeitenden alle Menschen auf, die sich keine medizinische Versorgung leisten können. In den Gesundheitszentren werden allgemeinmedizinische sowie gynäkologische Untersuchungen angeboten und Patient_innen mit Medikamenten versorgt. Das ist besonders für chronisch kranke Menschen wichtig. Wenn notwendig, geben die Caritas-Mitarbeitenden medizinische Hilfsmittel wie Rollstühle, Brillen, Blut- und Zuckermessgeräte aus. Caritas Jordanien kooperiert außerdem mit mehreren Krankenhäusern und übernimmt die Kosten für fachärztliche Behandlungen, wenn Patient_innen sich diese nicht leisten können.
Traumata verarbeiten
Kinder wie auch die Erwachsenen benötigen darüber hinaus psychosoziale Unterstützung. Kriegserfahrungen und ihre prekäre Existenz als Flüchtlinge in Jordanien bringen diese Menschen an die Grenzen ihrer Belastbarkeit. In Gruppen- und Einzelsitzungen mit geschultem Personal haben die Menschen die Möglichkeit, das Erlebte aufzuarbeiten und zu lernen, ihren schwierigen neuen Alltag zu meistern. Mit verhaltenstherapeutischen Ansätzen will die Caritas trotz schwieriger Lebensumstände positive Impulse bei den Geflüchteten schaffen. Um einen Rückzugsort zu schaffen, in dem sie offen über ihre Sorgen und Ängste sprechen können, bieten die Caritas-Zentren ihre Räumlichkeiten für Treffen an. Diese Aktivität wird von Sozialarbeiter*innen begleitet.