Eritrea: Überlebenshilfe bei extremer Trockenheit
Die hügelige Region Segeneity ist in der Trockenzeit sehr karg. In den Ebenen werden die Felder bestellt, teilweise liegen Felder auch auf weit von den Dörfern entfernt gelegenen Hochflächen. Doch die Ernten reichen nicht, um die Bauernfamilien das ganze Jahr zu ernähren. Regelmäßige Dürreperioden mindern die Erträge. Die Dürre in ganz Ostafrika herrscht seit über 40 Jahren vor.
Das größte Problem für die Menschen hier ist das Fehlen sauberen Trinkwassers, die Basis für jedes Leben.
"Ich habe Land und baue Sorghum, Teff, Weizen und Gerste an. Aber in den letzten Jahren haben wir manchmal gar nichts ernten können - wie viele in der Region.”, erzählt die 25-Jährige Kokob Kikemarian. Sie ist Bäuerin, wie alle Einwohner ihres Dorfes Adi Hadid. Ihr Mann dient als Soldat bei der eritreischen Armee auf unbestimmte Zeit. So muss Kikemarian ihre drei Kinder im Alter von einem bis fünf Jahren fast alleine durchbringen. Ihr Mann kommt nur alle paar Monate für jeweils eine Woche nach Hause. Von seinem Verdienst, rund 40 Euro im Monat, kann die Familie nicht leben.
Nun arbeitet die Bäuerin in einer sogenannten Cash-for-Work-Gruppe mit, die von der Katholischen Kirche angeleitet wird. 110 Frauen und Männer legen entlang eines Berghangs Terrassen an. "Seit zwei Monaten mache ich das und habe bereits 3.000 Nakfa verdient (200 Euro). Damit können wir uns ernähren", freut sich Kikemarian.
Wasser gewinnen bedeutet Leben retten
Die Mitarbeiter von der Katholischen Kirche, dem Projektpartner von Caritas international, kümmern sich im Dorf um eine verbesserte Anbaumethode und wollen sauberes Wasser wieder verfügbar machen. Dazu verfolgen sie zwei wesentliche Schritte: Zunächst werden Dämme und Terrassen angelegt, um die Erosion zu stoppen, die als Folge der Entwaldung wertvolle Ackerkrume abträgt. Mit den Terrassen können das spärliche Regenwasser und damit die Feuchtigkeit im Boden besser gehalten werden.
So steigt auch langsam der Grundwasserspiegel - denn nach ein paar Jahren bilden sich hinter größeren Dämmen kleine Stauseen, die im besten Fall das ganze Jahr über bestehen bleiben. In einem zweiten Schritt werden Grundwasserpumpen installiert, die die Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser versorgen.
Umweltbildung und der Bau der Terrassen gehen Hand in Hand
Tekie Tewolde, ein junger Agrarökonom und zuständig bei der Katholischen Kirche für Landwirtschaftsfragen in der Segeneity, erklärt: "Wir haben die Bevölkerung in den vier Dörfern in Schulungen zu den ökologischen Zusammenhängen aufgeklärt." Die Dörfer, Adi Hadid, Adi Kercha, Ade Bene und Imbakibirti sind insgesamt über 500 Haushalte beteiligt worden. "Sie wissen jetzt, wie wichtig die Bäume sind, die leider an manchen Hängen komplett abgeholzt wurden. Sie verstehen, wie nötig es ist, Flächen als Schutzgebiete auszuweisen, die für Mensch und Tier tabu sind, damit sich die Natur erholen kann."
Tekie Tewolde organisiert Arbeitsgruppen, die gegen Lohn einige Wochen mitarbeiten, um für die gesamte Gemeinde einen besseren Anbau zu ermöglichen. "Entlang der Hügel lassen wir Terrassen anlegen und in den Bachläufen kleine Dämme. Die Gruppen bestehen je zur Hälfte aus Männern und Frauen. Bei den Frauen suchen wir weibliche Haushaltsvorstände aus. Pro Tag legen sie rund acht Meter Terrassenbefestigung an. Sie kommen sehr früh am Morgen, wenn es noch kühl ist, und gegen 11 Uhr sind sie fertig", berichtet er. Für die Arbeit erhalten die Frauen und Männer 150 Nakfa (10 Euro) am Tag. Meist dauern die Einsätze zwei Monate mit rund 20 Arbeitstagen.
Die Heimat der Bauern wieder fruchtbar machen
Die arbeitsintensiven Baumaßnahmen für die Konstruktion von kleineren Stein- und Erddämmen sind in kommunaler Hand. Diese Wasserrückhaltesysteme ermöglichen in kommenden Regenzeiten die längerfristige Nutzung der begrenzten Wassermengen. Hinzu kommt der Bau von Erdterrassen, um der Bodenerosion entgegenzuwirken. Auf diesen Terrassen werden 25.000 Baumsetzlinge gepflanzt - bereitgestellt von den staatlichen Baumschulen. Auch davon erhofft sich die Gemeinde gut befestigte Hänge und ein verbessertes Mikroklima.
Besser gewappnet gegen künftige Dürren
So sind die Gemeinden vor künftigen Trockenperioden besser gewappnet. Mit dem Bau der Dämme und der Aufforstung sorgen sie auch künftigen Dürren vor und sind an den Wandel des Klimas besser angepasst.
Projekte wie diese werden in Eritrea von drei Seiten betreut: Die Diözesen arbeiten eng mit staatlichen Behörden zusammen. Sie werden, genauso wie die Lokalbevölkerung, einen Eigenbetrag zu den Projekten leisten - vor allem betrifft das Arbeitskraft und Baumaterialien.