Überleben in Ruinen
Der Krieg in Syrien hat unzählige Familien zerrissen und hinterlässt tausende auf sich allein gestellte Senior*innen und alleinerziehende Mütter und Väter. Gemeinsam mit der Caritas Syrien steht Caritas international mit Ihrer Hilfe den Menschen in Syrien zur Seite.
Ein Garagenleben - doch es gibt Lichtblicke
In den Straßen des Viertels Al-Jazmati in Aleppo sitzen Frauen jeden Alters auf den Bürgersteigen vor der Tür ihres Hauses. Sie tanken die Wärme der Sonne im Winter – im Sommer warten sie auf eine frische Brise. Indes gehen die Männer frühmorgens zur Arbeit, oder besser: auf die Suche nach Arbeit.
Fawzia Nia-Aly sitzt allein vor einer winzigen Garage. Der Raum kann kaum als Unterschlupf bezeichnet werden, doch das ist jetzt ihr Zuhause. Ihr Mann starb vor vielen Jahren, noch vor der Krise. Er ließ sie allein mit ihren beiden kleinen Jungen zurück. Und dann kam der Krieg. Ihr vom Schicksal gezeichnetes Gesicht und ihre Augen lassen den Kampf erahnen, den sie durchgemacht hat.
Heute ist Frau Nia-Aly 75 Jahre und Mutter von zwei erwachsenen Männern. Der jüngere Sohn Mouhamad widmete sich nach dem Tod seines Vaters der Pflege seiner Mutter. Der ältere Bruder Yazan heiratete und hat inzwischen fünf Kinder. Zu Beginn der Krise im Jahr 2012 trat Mouhamad, der jüngere Sohn, dem Militär bei. Er wollte sein Land gegen den IS verteidigen, vergaß aber nie seine Mutter. "Er rief mich jeden Tag an und besuchte mich, wenn er konnte", sagt Frau Niaaly.
Im Flüchtlingslager dem Tod zu entgehen
Dann wurde ihr Sohn während der heftigen Kämpfe in Aleppo getötet. Das war 2014. Die Seniorin wurde zusammen mit der Familie ihres zweiten Sohnes in das Lager Al-Nerab östlich von Aleppo umgesiedelt. Um dem Tod zu entgehen, blieben sie alle gemeinsam drei Jahre in dem Lager, bevor sie nach Al-Jazmati zurückkehren konnten.
Seither lebt die Seniorin hier, an diesem unwirtlichen Ort, in dieser kahlen Garage. Hier zu schlafen, zu essen, den Tag zu verbringen und auf die Toilette zu gehen, ist erbärmlich. Als die Caritas 2019 zum ersten Mal in das Gebiet von Al-Jazmati kam, klopften die Mitarbeiter*innen in der Gegend an alle Haustüren, um nach den Menschen zu sehen und sie nach ihren dringendsten Bedürfnissen zu fragen. Es war Glück, dass sie Frau Nia-Aly hinter der Garagentüre antrafen. "Ich spürte, dass es eine Wende in meinem Schicksal gibt. Endlich. Ich bat um Essen und eine Decke", so die damals gebrochene Frau.
Kleidergutscheine zum Schutz vor der Winterkälte
Im Oktober 2020 verteilte das Caritas-Büro in Aleppo Gutscheine, damit die Bewohner*innen von Al-Jazmati kurz vor Wintereinbruch Kleidung kaufen konnten. "Ich habe mir den Mantel gekauft, den ich trage, Schuhe und eine Winterjacke. Möge Gott dir viel Gutes schenken."
Über eine Million Menschen kehrten seit 2017 nach Aleppo und in das Umland zurück. Die Inflation und fehlende Einkommensmöglichkeiten, dazu die Corona Pandemie: die existentiellen Sorgen sind groß. Caritas international konzentriert sich auf das, was die Menschen zum Überleben brauchen: Nahrung, Wärme, Gesundheit Schutz und Bildung.