Die Lehren aus der Biafra-Luftbrücke der Joint Church Aid
Der Name Biafra ist verbunden mit einer der größten humanitären Hilfsaktionen nach dem zweiten Weltkrieg. Mit einer Luftbrücke flogen kirchliche Hilfswerke - vor allem Caritas und Diakonie - über mehr als zwei Jahre Nahrungsmittel und Medikamente zur Versorgung der notleidenden Bevölkerung nach Biafra.
Jakob Ringler war 1969 bei der Biafra-Luftbrücke für die Logistik verantwortlich. Er koordinierte für die Caritas die Hilfsflüge von der Atlantikinsel Sao Tome vor Nigeria nach Biafra. Im Interview berichtet er von den großen Herausforderungen der Hilfe und erzählt, warum eine Luftbrücke wie damals heute nicht mehr möglich wäre.
Helfende unter Beschuss
Die Hilfen der "Operation Biafra" erfolgten gegen den Willen der nigerianischen Regierung. Diese sah in der Unterstützung der Menschen in Biafra eine einseitige Unterstützung der gegnerischen Kriegspartei und bedrohte die Flugzeuge mit dem Abschuss.
"Die Flüge haben in der Nacht stattgefunden. Die Beladung der Maschinen musste ohne jegliche Hilfsmittel von Hand und schnell passieren, damit die Flugzeuge zwei beziehungsweise drei Mal in der Nacht nach Biafra fliegen konnten", erläutert Jakob Ringler die schwierigen Bedingungen der Hilfe. "Der Organisationsaufwand war immens. Auf der portugiesischen Insel gab es weder Funk noch Telefon und damit so gut wie keine Kommunikation mit der Außenwelt. Und auch das Risiko für die Helfer war groß. 21 Tote Besatzungsmitglieder verloren ihr Leben."
Was haben die Biafra-Hilfen gebracht?
In 5.310 Flügen wurden mehr als 60.000 Tonnen Hilfsgüter zu den hungernden Menschen geflogen. Die Helfenden bewahrten damit mehrere Millionen Menschen vor dem Hungertod. Groß angelegte Impfaktionen bannten die Seuchengefahr. "Die Lebensmittel sind in über 700 kirchlich organisierten Feeding-Centers an die Kinder verteilt worden", beschreibt Jakob Ringler das Ausmaß der Hilfen.
Auswirkungen auf die weltweite Caritas-Arbeit heute
Die Lehren, die sich aus den Biafra-Hilfen ergeben haben, prägen auch heute noch maßgeblich die Caritas-Arbeit und die Entwicklung der gesamten humanitären Hilfe. Die Luftbrücke steht beispielhaft für die Zwickmühlen, in denen sich Helferinnen und Helfer wiederfinden. Sie stellte Hilfsorganisationen vor unlösbare Dilemmata, beispielsweise in Bezug auf die einseitige Parteinahme für die Bevölkerung Biafras oder die mögliche Kriegsverlängerung durch Hilfsmaßnahmen.