Hunger ist kein Schicksal
Laut Welternährungsbericht 2021 sterben weltweit 5,2 Millionen Kinder vor ihrem fünften Geburtstag, kanpp die Hälfte von ihnen infolge von Unter- oder Mangelernährung. Die Sterberaten werden seit Jahren prognostiziert. Die Hilferufe verhallen jedoch.
Dabei braucht es nicht viel, um Menschen vor dem Verhungern zu retten: Erdnussbutter, Milchpulver, Öl und Zucker. Mit Vitaminen und Mineralien versetzt, entspricht dieses Gemisch in der üblichen 92 Gramm-Packung dem Nährwert von 500 Kilokalorien. Ein Kind zwei Monate lang damit zu versorgen, kostet rund 50 Euro. Das sollte machbar sein, denkt man - vor allem, weil die meisten Hunger-Krisen vorhersagbar sind.
Vergessen Sie nicht: Es gibt Rezepte gegen die Hungerkatastrophe.
Foto: Caritas internationalis
Der Hunger kommt nicht über Nacht
Bereits im Herbst 2020 warnte das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen, dass sich die Zahl der extrem Hungernden von 135 auf 265 Millionen verdoppeln wird. Das sind so viele Menschen wie in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land des afrikanischen Kontinents, und Argentinien zusammen.
Laut Welternährungsbericht 2021 hatten 2,37 Milliarden Menschen, also fast ein Drittel der Weltbevölkerung, im Pandemiejahr 2020 keinen Zugang zu ausreichend gesunder Ernährung. Frauen waren deutlich stärker betroffen als Männer, und diese Ungleichheit hat sich im Pandemie-Jahr noch verschärft. Mit über einem Fünftel ist Anteil der Hungernden an der Gesamtbevölkerung auf dem afrikanischen Kontinent besonders hoch.
Auch 2021 drohen alle Warnungen vor dem Hunger erneut zu verhallen. Dabei war die Vergabe des Friedensnobelpreises an das Welternährungsprogramm im Oktober 2020 ein Signal. Eine Warnung. Auf der Grundlage eines konservativen Szenarios prognostiziert der neue Bericht der Welternährungsorganisation FAO im Oktober 2021: Zwischen 2020 und 2030 werden weitere 22 Millionen Kinder in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen aufgrund der Pandemie in ihrer Entwicklung gehemmt sein. Und weitere 40 Millionen Kinder werden verhungern.
Die Rezepte gegen den Hunger sind bekannt, auch der Welternährungsbericht 2021 unterstreicht sie: Frühwarnsysteme, Notfallversorgung und Geldtransfers, um den Menschen zu ermöglichen, das Notwendigste auf den Märkten einzukaufen. Wassermanagement, Vorratsspeicherung und Notfallpläne zählen ebenfalls zu den wichtigsten Maßnahmen. Und der Lebensmittelsektor muss derart reguliert werden, dass nahrhafte Lebensmittel auch erschwinglich sind. Die Anbausysteme müssen, soweit möglich, gegen die klimatische Schwankungen widerstandsfähiger gemacht werden.
Doch was nutzt all das Wissen, wenn die finanziellen Mittel fehlen?
Vergessen Sie nicht: Es gibt Rezepte gegen die Hungerkatastrophe.
Zu wenig Geld zum Handeln
Die Unterfinanzierung des Kampfes gegen den Hunger ist dramatisch. Immer wieder müssen Hilfsorganisationen entscheiden, in welchem Land die Hilfe am nötigsten ist. Essensrationen müssen verkleinert werden, zum Beispiel in den Flüchtlingslagern im Südsudan, weil das für die Versorgung nötige Geld fehlt.
Der Nothilfebedarf für die akut hungernden Menschen wurde von den Vereinten Nationen (UN) im Jahr 2020 auf über sieben Milliarden Dollar geschätzt, im Jahr 2000 waren es noch zwei Milliarden US-Dollar. Besiegt werden könnte der Hunger bis 2030 mit rund 40 Milliarden Euro zusätzlich pro Jahr für eine nachhaltige Ernährungs- und Landwirtschaft.
Klar ist aber auch: Jeder Euro zählt, denn die Menschen hungern jetzt.
Im Wettlauf mit der Zeit
Zwar sind Hilfsorganisationen und die UN ständig mit großem Aufwand bemüht, weitere Gelder zu beschaffen. Doch diese Suche kostet Energie und Zeit. So verstreichen entscheidende Monate, in denen Menschenleben gerettet werden könnten. Oft fließt das nötige Geld erst dann, wenn Bilder von Sterbenden, von Leichen und Tierkadavern, über die TV-Bildschirme flimmern und wenn das Leid über die Social Media Kanäle rauscht.
Vergessen Sie nicht: Es gibt Rezepte gegen die Hungerkatastrophe.
Gefahrenstufe Rot
Vor über fünf Jahren setzen sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen das Ziel, den Hunger bis 2030 abzuschaffen. Nach aktuellen Prognosen liegt die Unterernährungsrate im Jahr 2030 bei 9,8 Prozent, was 840 Millionen unterernährten Menschen entspräche. Das sind mehr Menschen als noch vor fünf Jahren.
Kernaussagen des Welthunger-Index von 2020 / 2021 und Welternährungsberichtes 2021
- 928 Millionen Menschen sind unterernährt, 811 Millionen leiden Hunger.
- 2,37 Milliarden Menschen (ein Drittel der Weltbevölkerung) haben keinen regelmäßigen Zugang zu sicherer, nahrhafter und ausreichender Nahrung.
- 3 Milliarden Menschen auf der Welt können sich keine gesunde Ernährung leisten.
- Am schnellsten steigt die Zahl der Hungernden in Afrika: 2020 leiden dort 282 Millionen Menschen unter chronischem Hunger.
- Die Preise für Nahrungsmittel sind 2021 auf dem höchsten Stand seit Juli 2011.
- Mehr als die Hälfte der Menschen, die sich nicht ausreichend ernähren können, leben in Asien (418 Millionen) und mehr als ein Drittel in Afrika (282 Millionen).
- Das Wachstum von 144 Millionen Kindern ist aufgrund chronischer Unterernährung verzögert (2020).
- 47 Millionen Kinder leiden an Auszehrung.
Ein Grund für den Hunger sind steigende Kosten für eine gesunde Mahlzeit. Während diese Kosten weltweit im Pandemiejahr um knapp acht Prozent anstiegen, sind die Länder in Ostafrika mit einem Kostenanstieg von 33 Prozent konfrontiert. Für Menschen, die in Armut leben, sind die Folgen für die Ernährung abschätzbar.
Diesen bedrückenden Zahlen stehen jedoch auch Erfolge gegenüber: Fortschritte beim Kampf gegen den Hunger bescheinigt eine aktuelle Studie der Welthungerhilfe und Concern Worldwide von 2020 in: Kamerun, Angola, Äthiopien und Sierra Leone sowie Nepal. Doch auch hier gibt es große regionale Unterschiede. Vor allem in Ländern, in denen Kriege und Konflikte ausgetragen werden, sind die Erfolge gegen den Hunger fragil.
Kriege und politische Krisen als Auslöser von Hungerkrisen
Der größte Anstieg an hungernden Menschen - absolut wie relativ - stellt der Welthunger-Index für Venezuela fest. Verantwortlich dafür ist die politische Krise im Land. Nahrungsmittel wurden teuer und knapp, denn Hyperinflation und die Abhängigkeit des Landes von Öleinnahmen bei gleichzeitig sinkender Ölproduktion verursachten Engpässe. Insbesondere Menschen, die in Armut leben, hatten kaum mehr Zugang zu erschwinglichen Nahrungsmitteln.
Vergessen Sie nicht: Es gibt Rezepte gegen die Hungerkatastrophe.
Auch im Tschad ist die Versorgungslage sehr ernst: Der Hunger trifft knapp 40 Prozent der Bevölkerung. Die dortige Ernährungsunsicherheit wird durch regionale Konflikte verursacht. Hinzu kommen häufige Dürren und begrenzte Einkommensmöglichkeiten. Viele Menschen haben keinen Zugang zu einer Sozialversorgung.
Hungerkrisen sind vorhersagbar ...
Venezuela und Tschad sind Beispiele dafür, wie sehr gerade politische und militärische Krisen Ursache für Hunger sind. Kenia und Äthiopien wiederum zeigen, wie der Klimawandel Hungerkrisen verschärft. Die Zahl der Naturkatastrophen hat sich seit den 90er Jahren auf durchschnittlich 400 pro Jahr verdoppelt - was enorme Rückschläge auch im Kampf gegen den Hunger bedeutet.
In die Vorsorge zu investieren, kann hier Leben retten!
Tatsächlich erweisen sich verbesserte Vorratshaltung, effizienteres Wassermanagement und aussagekräftigere Frühwarnsysteme, die Anlage von Gemüsegärten und die Anpassung an den Klimawandel als starke Vorsorge gegen den Hunger. Caritas international setzt in seinen Projekten all diese Katastrophenvorsorge-Elemente aktiv ein.
Vergessen Sie nicht: Es gibt Rezepte gegen die Hungerkatastrophe.
1 berechnet von der Welthungerhilfe und Concern Worldwide