Hat in einer Welt, in der um Rohstoffe gekämpft wird, Klimagerechtigkeit eine Chance?
"Aus unserer Sicht braucht es eine Klimafriedenspolitik für eine klimagerechte Gesellschaft. Denn Sicherheit und Frieden sind eher dazu geeignet, positive Utopien zu entwickeln, präventive Strategien und Wissen zu teilen und so Vorsorge zu treffen. Hier ist die humanitäre Hilfe ein wichtiger Akteur."
Oliver Müller, Caritas international
Nachgehakt
Es geht um das Recht auf ein würdiges Leben. Aufgeben ist keine Option.
Selbst wenn die Klimakrise tragisch fortschreitet, ja manchmal gar unumkehrbar scheint, so wissen wir doch: Frieden befördert Klimagerechtigkeit. Daher müssen wir handeln.
Die Folgen der Erderwärmung sind ungleich verteilt: Sie treffen vor allem verwundbare Bevölkerungsgruppen, die selber am wenigsten zu den Treibhausgasen beitragen.
- Historisch betrachtet sind die Industrieländer die Hauptverursacher in zweierlei Hinsicht: Sie belasten die Erdatmosphäre mit viel höheren Mengen an Kohlendioxid, als die auf ihr verbleibenden Ökosysteme wieder einfangen können. Und sie haben über ihre kolonialen Eroberungszüge für eine klimaschädliche Plantagenwirtschaft bis hin zur modernen agroindustriellen Produktion von Nahrung und Energie die Welt derart verändert, dass klimaschädliche Wirtschaftsweisen global vorherrschend sind. Dazu gehört auch der Handel mit klimaschädlichen Produkten und Nahrungsmitteln.
Für die eigene Ernährung beanspruchen wir außerhalb unseres Landes eine Fläche, die nochmal doppelt so groß ist wie die in Deutschland. Auf die globale Bevölkerung hochgerechnet, bräuchte der deutsche Lebensstil die Landfläche von über drei Erden.
- Das besagt auch der Ackerland-Fußabdruck: „Deutschland und Europa nutzen etwa gleich viel Land in anderen Weltregionen wie daheim.“ Vielfach ist der Anbau von Agrarprodukten aber alles andere als nachhaltig: nicht ökologisch und nicht fair gehandelte Bananen, Kakao oder Avocado haben auch mit bewaffneten Konflikten um Land zu tun. Palmöl oder Soja, das aus militärisch abgesicherten Plantagen stammt oder auf Land wächst, von dem Menschen zuvor mit Waffengewalt vertrieben wurden, trägt nicht zum Frieden bei und heizt das Klima an. Zum Beispiel weil Torfmoore verbrennen, Regenwälder für Futtermittel gerodet werden, oder weil klimaschädlicher Stickstoffdünger und Pflanzenschutzmittel in großen Mengen in den Boden und ins Wasser gelangen. Die Erde kann sich nicht mehr erholen. Der Erdüberlastungstag war dieses Jahr am 4. Mai. Gemeint ist jener Tag an dem die nachhaltig nutzbaren Ressourcen eines Jahres verbraucht sind.
Klimagerechtigkeit heißt konkret, dass wir in Europa weniger Ressourcen und weniger Land verbrauchen und faire Produkte kaufen. Das trägt auch zum Frieden bei.
- Zum Beispiel, indem der Anbau von Nahrungsmitteln nach sozialen und ökologischen Kriterien so erfolgt, dass kleinbäuerliche Familienbetriebe genug verdienen und nachhaltige Agroforstsysteme anlegen, in denen Bäume und Feldpflanzen gemeinsam wachsen, um auf ihren Äckern den Boden zu pflegen (den wichtigsten Kohlenstoffspeicher überhaupt), um auf klimaschädlichen Dünger verzichten zu können, um ihre Umwelt und das Grundwasser zu schonen, um das lokale Mikroklima zu erhalten. Caritas international fördert solche Kleinbetriebe, zum Beispiel in Peru.
Wenn wir in Europa auf Produkte verzichten, in denen ausbeuterische Arbeitskraft steckt und die bei der Herstellung viele schädliche Klimagase produzieren, dann tragen wir durch unser klimafreundlichen Verhalten auch zu stabilen Lebensbedingungen an anderen Orten bei.
Es geht um eine würdiges Leben für alle. Auch wenn die Klimakrise immer tragischer wird und oft unumkehrbar scheint: Aufgeben ist keine Option.
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