Unsicheres Trinkwasser und Krankheiten in Äthiopien
Das Gegenteil ist der Fall. Die Menschen haben jetzt zwar genügend Wasser, aber der Hunger und die Not bleiben. Es ist vor allem die schlechte Wasserqualität, unter der sie leiden. Viele schöpfen ihr Trinkwasser aus stehenden Gewässern, aus kleinen Teichen oder dreckigen Pfützen. Brunnen würden das Problem lösen, denn tief in der Erde bleibt das Wasser meistens sauber. Aber davon gibt es viel zu wenige.
Wenn Wasser krank macht
Kadisa Kampura Galgalo hat es endlich mit ihrem Sohn in das Gesundheitszentrum in Moyale geschafft. Der kleine Junge ist bereits ein Jahr alt und hat noch keinen Namen. In ihrer Gemeinschaft geben Eltern ihren Kindern oft erst dann einen Namen, wenn sie sicher sind, dass das Kind überleben wird. Der Junge leidet an schwerer Mangelernährung und ist seit vier Wochen krank. Durch den Konsum von verschmutztem Wasser hat er sich Ruhr zugezogen. Der anhaltende Durchfall verhindert, dass er die wenigen Nährstoffe, die er bekommt, aufnehmen kann.
Mehrmals pro Woche geht Kadisa Kampura Galgalo mit ihrem Kind in das Gesundheitszentrum, das von der Caritas unterstützt wird. Dort bekommt der Kleine Milchpulver und Infusionen zur Stärkung. Es geht langsam bergauf mit ihm, doch er wiegt immer noch nur 6 Kilogramm – erst ab 8,5 Kilogramm wäre das Gewicht für einen Einjährigen akzeptabel. In einem solchen Zustand wird der wochenlange Durchfall schnell lebensgefährlich. Dank der Unterstützung der Caritas darf die verzweifelte Mutter so lange in dem Zentrum bleiben, bis sich der Zustand ihres Kindes stabilisiert hat.
Brunnen helfen in der Dürre
So wie Kadisa Kampura Galgalo geht es vielen Müttern in der Region. Durch das schmutzige Wasser breiten sich neben der Ruhr auch Typhus, Malaria, Cholera, Krätze und Meningitis ungehindert aus. Unsere Partnerorganisation PACIDA hilft, den Krankheitsausbrüchen Herr zu werden.
Gemeinsam möchten wir das ändern. Deshalb planen wir mit PACIDA, die im Süden Äthiopiens Nothilfe leistet, den Bau von 15 gemeinschaftlich verwalteten Brunnen.
Die Brunnen sollen einen besonders großen Wassertank mit 10.000 Litern Fassungsvermögen bekommen, damit die Menschen in Südäthiopien so lange wie möglich sicheres Wasser trinken können.
Durch die gemeinschaftlich gewarteten Brunnen ermöglichen wir die Versorgung mit sauberem Trinkwasser und beugen so den Krankheiten vor, die durch das verschmutzte Oberflächenwasser entstehen. Wer im ländlichen Äthiopien wegen unsicherem Wasser krank wird, ist in reeller Lebensgefahr. Vor allem bei alten und schwachen Menschen, bei Müttern und bei Kindern sind Durchfallerkrankungen und Parasiten schnell gefährlich.
PACIDA fährt zusätzlich mit großen Wassertanks die abgelegene Gebiete ab und bringt den Menschen sauberes Trinkwasser nach Hause. Außerdem verteilen die Helfer_innen kleine Keramik-Wasserfilter oder Wasserreinigungstabs, mit denen auch gesammeltes Regenwasser trinkbar gemacht werden kann. PACIDA plant außerdem, Wasserhygiene in den Schulen zu unterrichten und dort zu zeigen, wie man etwa mit Sonnen-Strahlen Trinkwasser desinfizieren kann.
Die Dürre und das Wasser
Knapp eine Million Menschen leben in der Borena Zone, einem Verwaltungsdistrikt im Süden Äthiopiens. Sie alle hat die verheerende Dürre 2020-2023 schwer getroffen. Fast 80 Prozent aller Nutztiere starben, viele Kleinbauern haben damit all ihren Besitz verloren. Vor allem für die Nomaden in Borena war die Dürre ein herber Schlag.
Sie bestreiten ihren kompletten Lebensunterhalt mit dem Verkauf und dem Halten von Vieh und stehen jetzt vor dem Nichts. Sie können es sich nicht leisten, eine neue Herde aufzubauen, denn die Preise für Jungvieh sind inflationär gestiegen, weil es so wenig auf dem Markt gibt.
Nun, da es endlich wieder geregnet hat, hat sich zumindest klimatisch so etwas wie Normalität eingestellt. Doch die Tiere werden dadurch nicht wieder lebendig. Und so sind mehr als 30.000 Haushalte immer noch völlig mittellos. Die grünen Wiesen bedeuten für sie keine Erleichterung, denn sie haben keine Tiere, die sich an dem Gras sattessen können. Mehr als 170.000 Menschen sind damit weiterhin komplett auf Nahrungsmittellieferungen von Hilfsorganisationen abhängig.