#EineMillionSterne
Im Fokus: Junge Menschen mit Behinderung in Kolumbien
Soziale Teilhabe - davon träumen unzählige junge Menschen mit Behinderung in Kolumbien. In Gebärdensprache berichtet die 18-jährige Yulieth Rivera, wie sie ihre Eltern und ihr dörfliches Zuhause verlassen musste, um auf die Gehörlosenschule in der Stadt Pasto zu gehen. Yulieth Rivera ist von Geburt an gehörlos. In der Stadt kannte sie niemanden, musste lernen, allein zurechtzukommen und vieles mehr. Geholfen hat ihr das Inklusions-Angebot der Caritas Pasto. Dort lernte sie andere Jugendliche mit Behinderung kennen. "Sport ist für mich sehr wichtig. Er hält mich gesund und gibt mir einen starken, gesunden Körper", meint Yulieth. Als sie 14 Jahre alt war, meldeten ihre Gebärdensprach- und Sportlehrer sie bei den Schulwettbewerben in der Disziplin Kugelstoßen an. Im Dezember 2023 gewann sie bei einem nationalen Wettbewerb die Bronzemedaille. Durch das Projekt "Tejiendo Entornos Inclusivos" (Inklusive Räume schaffen) lernte sie, Verantwortung zu übernehmen, Gruppen zu leiten, mit anderen Menschen Erfahrungen und Wissen auszutauschen und vieles mehr. Ihr Berufswunsch ist es, Menschen mit Behinderung zu helfen.
Yulieth Rivera ist gehörlos. Durch die Angebote der Caritas Pasto für junge Menschen mit Behinderung hat sie viele neue Freunde gefunden. Als Kugelstoßerin trainiert sie für die Paralympics. Foto: Pastoral Social Pasto, Kolumbien
Ganz im Sinne der Selbsthilfe-Gruppe "Hilfe unter Gleichen", der sie angehört. Durch diese Initiative haben Rivera und andere Caritas-Mitarbeitende ein Schneeballsystem ins Rollen gebracht. In einem Gebiet, wo es keine Fördereinrichtungen für Kinder mit Behinderung gibt, erzielen sie mit geringen Mitteln erstaunliche Erfolge. In dem Maße wie ein Kind mit Behinderung selbstständiger, die Pflege durch Hilfsmittel einfacher wird und sich die Betreuung auf mehrere Schultern verlagert, verbessern sich die Lebensbedingungen der ganzen Familie. Gleichzeitig werden die Betroffenen, junge Menschen mit Behinderung und die sie betreuenden Angehörigen, zu Protagonisten für einen Wandel hin zu mehr sozialem Zusammenhalt in ihren Gemeinden. Und die Erfahrung der Caritas Pasto zeigt: In Gemeinden, in denen es einen guten sozialen Zusammenhalt gibt, ist Frieden dauerhaft möglich.
Inklusive Räume schaffen!
Yulieth Rivera entdeckte das umfangreiche Angebot der Caritas Pasto für sich: Unter dem Motto "Inklusive Räume schaffen" finden regelmäßig Begegnungstage, Sportveranstaltungen, Gesundheitsaufklärung sowie Schulungen für Menschen mit (Mehrfach-) Behinderung und ihre Angehörigen statt. Dabei geht es um die Anerkennung der Verschiedenheit sowie die Förderung der unterschiedlichen Fähigkeiten und Begabungen. Damit sie die Betroffenen bestmöglich begleiten und fördern können, werden Angehörige und Betreuungspersonen geschult.
Die katholische Universität von Pasto bietet für die Studierenden Kurse zum Thema Inklusion und soziale Teilhabe an. Es handelt sich um ein von Caritas international und der Caritas Pasto gefördertes Projekt.Foto: Pastoral Social Pasto, Kolumbien
Ebenso wichtig ist die Vernetzung mit Behörden, anderen Akteuren und Institutionen der Behindertenhilfe sowie Bildungseinrichtungen. Denn Menschen mit Behinderung werden in Kolumbien häufig diskriminiert, ihre Angehörigen mit der Pflege und Versorgung alleingelassen. Die Caritas Pasto klärt über die Rechte von Menschen mit Behinderung auf und fördert beispielsweise Selbsthilfe-Initiativen für Zugang zu Bildung, Barrierefreiheit und Inklusion in den Gemeinden.
Im Einsatz für soziale Teilhabe
Pasto ist die Hauptstadt des Departments Nariño im Südosten Kolumbiens, nahe der Pazifikküste und der Grenze zu Ecuador. Die Region ist Schauplatz von Gewaltkonflikten. Kriminelle Banden und Guerrillagruppen kämpfen um die Kontrolle von Handelswegen wie Flüsse und Straßen, um Drogen und illegal abgebaute Bodenschätze abzutransportieren und nach Mittel- und Nordamerika zu verschiffen. Dabei setzen sie Landminen und Sprengfallen ein, die regelmäßig zu schweren Unfällen führen und bei den Betroffenen zu bleibenden körperlichen und psychischen Einschränkungen.
Durch eine Landmine verlor Jesús Albeiro beide Beine (hier mit seiner Mutter Ismailinea Aza). Nach diesem Unglück holte er Schulbildung nach und startete als Schulbusfahrer neu ins Leben.Lena Mucha / Caritas international
Die Caritas Pasto setzt auf Vorbeugung durch Aufklärung und anwaltschaftliches Handeln. Sie fördert das ehrenamtliche Engagement in den Gemeinden, um die Gemeinschaft zu stärken, und leistet direkte Hilfen für Betroffene.
Seit mehr als fünf Jahrzehnten herrschen in Kolumbien kriegerische Konflikte und Gewalt. Mehr als fünf Millionen Binnenvertriebene sowie eine wachsende Zahl von Minenopfern und Menschen mit schweren Traumata sind die Folgen. Im Rahmen der Solidaritätsaktion #EineMillionSterne ruft Caritas international zu Spenden für die soziale Teilhabe junger Menschen mit Behinderung in Kolumbien auf.
