Gemeinsam gegen das kollektive Trauma
Nachts schreckt Polina häufig auf. Sie schläft schlecht, hat Albträume und Angst vor lauten Geräuschen. Mit ihrer Familie konnte sie nach Lviv im Westen der Ukraine fliehen, stammt aber aus Bachmut. Eine Stadt an der Front, die aufgrund des dort wütenden monatelangen Stellungskrieges fast vollständig zerstört wurde. Erbitterte Schlachten fanden dort zwischen den Häuserschluchten statt. Eine Kriegserfahrung, die Soldaten von der "Hölle von Bachmut” sprechen lässt.
In Lviv können Polina und ihre Geschwister ebenfalls nicht in Sicherheit leben. Auch dort gibt es Luftalarme, auch dort wurden schon durch Drohnen Gebäude zerstört. Die traumatischen Erlebnisse der Binnenvertriebenen werden durch die Sirenen immer wieder ins Bewusstsein gerufen. So wie Polina und ihrer Familie geht es vielen Menschen in der Ukraine.
Fünf Millionen Ukrainer_innen sind innerhalb des Landes vor dem Krieg geflohen. Dieser bleibt ihnen dicht auf den Fersen. Die Binnenvertriebenen bringen schreckliche Erfahrungen mit in ihre neue Zuflucht.
Das ukrainische Gesundheitsministerium schätzt, dass mehr als die Hälfte der ukrainischen Bevölkerung inzwischen psychologische Unterstützung benötigte. Ein kollektives Trauma.
Caritas schafft kleine Alltagsmomente
Gemeinsam mit unserem Partner, der Caritas Ukraine, unterhalten wir verschiedene Hilfsprojekte in Sozialzentren. Dabei geht es um Stärkung der Bevölkerung gegen die Kriegstraumata. Die Menschen, die schon vor dem Krieg in westliche Gebiete der Ukraine geflohen sind, werden in den Zentren unterstützt, beraten und psychologisch betreut.
Krankenpflegedienste unterstützen Senior_innen und auch Kinder- und Jugendarbeit findet in den Zentren statt. Hier können die Menschen aufatmen. Sie finden Unterstützung und einen festen Anker. Die Kinder können in extra eingerichteten Child Friendly Spaces ("Kinderfreundlichen Räumen") mit Gleichaltrigen spielen, gemeinsam lernen und einen Alltag erleben. Auch Polina kommt nun regelmäßig mit ihren Geschwistern in ein Caritas-Zentrum.
Ihre Mutter ist froh um die dortige Ablenkung: "Meine Kinder können ohne die Caritas nicht mehr leben", sagt sie nur halb im Scherz. "Die anderen Kinder, die verschiedenen Aktivitäten und die tollen Freiwilligen hier sind wie ein zweites Zuhause. Ich bin froh, dass wir hergekommen sind. Es gibt hier außergewöhnlich gute Menschen.”
Möchten Sie erfahren, was Child Friendly Spaces ausmacht? Auf unserem Blog finden Sie mehr dazu!
Kostja ist mit seiner Mutter aus dem Dorf Borivske nach Charkiw geflohen, als die russische Armee mit Panzern vorgefahren ist. Aber auch in Charkiw erlebten die Beiden Bombenangriffe. Jetzt sind sie in Poltawa angekommen, weiter weg von der Front. Im Caritas-Zentrum kann Kostja ein bisschen aufatmen: “Da wird gesungen, mit Knete modelliert, mit Ton. Alles ist dort sehr cool. Es gibt auch Gesangsunterricht, den ich sehr mag.”
Illya kommt aus Charkiw. Mitten in der Nacht wurde er mit seiner Familie aufgeweckt - überall laute Explosionen, das Haus bebte, Flugzeuge flogen tief. Die Familie floh und landete in einem Ort bei Lviv. Monate vergingen, doch die Kinder hatten immer noch Angst vor Flugzeugen und vor lauten Geräuschen. Als er im Supermarkt von einem anderen Kind angesprochen wurde, antwortete Illya nicht einmal. Für die Eltern war das ein Alarmsignal. Sie besuchten eine Psychologin und schickten ihre Kinder auf ein Caritas-Sommerlager in Lviv. Mittlerweile sind alle Geschwister regelmäßige Besucher_innen des dortigen Caritas-Zentrums. Illya hat Freunde gefunden und auch die Mutter Victoria ist zufrieden: "Ich sehe große Fortschritte, die Kinder sind offener geworden, weniger ängstlich", erzählt sie.
Schaffen Sie mit uns Glücksmomente für Kinder in der Ukraine – jeder Moment zählt!
Zusammen können wir Kindern und ihren Familien in der Ukraine schöne Momente schenken. In den Caritas-Zentren begegnen sich Menschen, die im Krieg Unvorstellbares erlebt haben. Sie geben sich dort gegenseitig Halt.
Kinder wie Polina, Kostja und Illya mussten mit ihren Familien Schreckliches durchmachen. Sie brauchen auch weiterhin unsere Unterstützung. Mit Ihrer Spende an Caritas international schenken Sie Kindern und Familien in der Ukraine Glücksmomente. Jeder Moment zählt, der nicht von Dunkelheit und Sorgen überlagert wird. Deshalb arbeiten wir unermüdlich daran, bunte und fröhliche Momente für diese Kinder zu schaffen. Machen Sie jetzt einen Unterschied.