Von außen sieht man Betonmauern, hunderte Meter lang, dahinter die flachen Dächer der Baracken für die Gefangenen. Im Inneren befindet sich ein Ort, an dem Menschenrechte nicht existieren. Hunderte Menschen sterben im Makala-Gefängnis jedes Jahr während ihrer Haft, die meisten von ihnen durch Krankheiten, die sich rasend schnell ausbreiten.
Ursprünglich gebaut wurde das Gefängnis für 1.500 Personen, das war zu einer Zeit, als in Kinshasa 400.000 Menschen lebten. Heute leben in Kinshasa 16 Millionen Menschen. Die Stadt ist explodiert und mit ihr das Gefängnis. Auf demselben Gelände wie 1957 sind heute über 12.000 Personen untergebracht, davon sind 500 minderjährig.
Warum landen die Kinder im Gefängnis?
Ein Großteil der Kinder im Makala-Gefängnis ist nicht verurteilt, sondern wartet noch auf einen Prozess. Sie befinden sich also in einer Art “Untersuchungshaft”, werden aber häufig von der Justiz vergessen. Oft werden die Kinder auch nur gefangen gehalten, weil es keine altersgerechten Anlaufstellen für sie gibt, wie Jugendämter, Heime oder Pflegefamilien.
Eigentlich beträgt die maximale „Untersuchungshaft“ im Gefängnis für Kinder zwei Monate. Aber viele von ihnen bleiben deutlich länger, weil ihre Angehörigen nicht über deren Inhaftierung informiert werden oder sie sich keinen Anwalt leisten können. Im kongolesischen Gesetz ist geregelt, dass es nur einen Gerichtsprozess geben kann, wenn alle Parteien anwaltlichen Beistand haben. Wer keinen Anwalt vorweisen kann, muss also länger in Haft bleiben. Für Kinder und Jugendliche ist diese Erfahrung doppelt traumatisch.
Béatrice Bitenda verhilft inhaftierten Kindern zu ihrem Recht
Beatrice Bitenda möchte diese Ungerechtigkeit ändern. Die Juristin arbeitet für unsere Partnerorganisation BNCE (Bureau National Catholique de l’Enfance) und vertritt Kinder und Jugendliche, die länger als nötig im Makala-Gefängnis einsitzen, weil sie von der Außenwelt vergessen wurden. Bitenda hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Kindern und Jugendlichen zu ihrem Recht zu verhelfen, sie vor Gericht zu vertreten und – wenn es die Umstände rechtfertigen – aus dem Gefängnis zu holen.
Die anwaltliche Hilfe von Beatrice Bitenda ist für die Kinder und ihre Familien kostenfrei. Finanziert wird ihre Arbeit durch Spenden und die Unterstützung von Caritas international.
Die Mädchen werden im Gefängnis mit den Erwachsenen gemischt. Das entspricht nicht dem geltenden Gesetz für Kinder. Denn die erwachsenen Frauen sind verurteilte Gefangene. Es gab neulich einen Fall, in dem eine Frau ein Mädchen mit einer brennenden Zigarette verletzt hat.
Béatrice Bitenda, Anwältin bei BNCE
Den Kindern zu ihrem Recht zu verhelfen, ist eine Gemeinschaftsaufgabe. Anwältin Beatrice Bitenda arbeitet hierfür eng mit den Sozialarbeiter_innen des BNCE zusammen, die im Makala-Gefängnis ein Büro haben und täglich mit den Kindern und Jugendlichen in Kontakt sind. Die Sozialarbeiter_innen dokumentieren alle Neuzugänge und geben die Hintergründe der Verhaftungen an die Anwältin weiter. Wenn sie in den Unterlagen unrechtmäßige Vorgänge entdeckt, wird Beatrice Bitenda tätig. Lesen Sie hier mehr über unsere Arbeit im Gefängnis und wie es danach für die Kinder weitergeht.
Aber die Anwältin setzt sich nicht nur für diese Einzelfälle ein. Sie möchte auch das große Ganze ändern. Ihr Ziel: ein gerechteres und besseres Justizsystem, das die Kinderrechte in der DR Kongo schützt und in dem jedes Kind dieselben Chancen auf einen fairen Prozess hat.
Nachhaltig das System verändern
Um dieses Ziel zu erreichen, arbeitet Béatrice Bitenda eng mit den Justizbehörden und den Gerichten zusammen. Denn in der DR Kongo gibt es ein geltendes Kinder- und Jugendstrafrecht und auch Gerichte, die darauf spezialisiert sind. Aber davon viel zu wenige. Hinzu kommt, dass es zu wenige Richter_innen gibt, die auf Kinderrechte spezialisiert sind.
Gemeinsam mit BNCE und anderen Kinderschutzaktivist_innen setzt sich Béatrice Bitenda dafür ein, dass das kongolesische Justizsystem in Sachen Kinderrechte besser aufgestellt wird und noch mehr Richter_innen in diesem Spezialgebiet weitergebildet werden. Dafür bietet die Anwältin Schulungen und Weiterbildungen an. Zudem hält sie regelmäßig Plädoyers auf staatlicher Ebene, um die Aufmerksamkeit für das Thema zu erhöhen und langfristig etwas zu verändern.