Die 15-jährige Winner hat zwei Monate in Makala verbracht, dem Zentralgefängnis von Kinshasa, der Hauptstadt der Demokratischen Republik Kongo. Untergebracht war Winner in Pavillon neun. Das ist der Trakt, in dem minderjährige Mädchen dicht and dicht gemeinsam mit den erwachsenen, verurteilten Müttern kleiner Kinder eingesperrt sind. Auch Babys leben im Pavillon neun, sofern sie jünger als drei Jahre alt sind. Sie alle schlafen auf kaltem Betonboden. Es stinkt fürchterlich, viele Kinder sind krank und erschöpft vor Hunger.
Winners Geschichte zeigt, dass Jugendliche in der DR Kongo schon wegen geringer Straftaten ins Gefängnis kommen können. Die Polizei nahm Winner mit, weil sie angeblich geklaut hatte. Die damals 14-Jährige hatte schrecklichen Hunger. Ihre Familie ist arm, der Vater krank und zu Hause gab es nichts zu essen. Noch am Nachmittag der Festnahme wurde Winner dem Haftrichter vorgeführt. Abends war sie schon im Makala-Gefängnis. Ihre Eltern wurden nicht über ihre Inhaftierung informiert. Anwaltlichen Beistand gab es nicht.
Ein Großteil der Kinder, die im Makala-Gefängnis einsitzen, ist nicht verurteilt, sondern wartet auf seinen Prozess. Viele von ihnen werden in Untersuchungshaft vergessen, oft monatelang. Im Kongo arbeitet die Caritas mit der lokalen Partnerorganisation BNCE (Bureau National Catholique de l’Enfance) zusammen. Gemeinsam sorgen wir dafür, dass inhaftierte Jugendliche wie Winner diese schreckliche Zeit im Gefängnis durchstehen können. Dank Caritas und BNCE bekommen die Kinder rechtlichen Beistand und können schließlich freigelassen werden.
Die Caritas-Partnerorganisation hat ein Büro im Makala-Gefängnis. Es liegt ganz in der Nähe von Pavillon neun, dem Gefängnis-Trakt, in dem die Kinder und Jugendlichen untergebracht sind. Sie können in das Büro kommen, um ihrem Kummer Luft zu machen. Hier wird ihnen zugehört, hier dürfen sie Schwäche zeigen und wieder Kind sein. Die Sozialarbeiter_innen kümmern sich darum, dass die unterernährten, inhaftierten Kinder zu essen bekommen oder sich waschen können. Sie bringen Spielzeug, Bücher, saubere Kleidung und Medikamente in das Gefängnis. Auch sorgt unsere Partnerorganisation dafür, dass die Krankenstation, auf der die Kinder und Jugendlichen behandelt werden, mit dem Nötigsten ausgestattet ist. Wären da nicht die mutigen Mitarbeiter_innen der Hilfsorganisation, würde sich niemand um das Schicksal der inhaftierten Kinder kümmern und für ihre Rechte kämpfen.
Wie Ihre Spende zu Weihnachten wirkt:
Sozialarbeiterin Annie Milande hilft in zwei Welten
Als Winner ins Gefängnis kam, war ihr Kontakt zur Außenwelt von einem Moment auf den anderen abgebrochen. Sie konnte ihre Familie nicht über ihre Inhaftierung informieren und war verzweifelt. Wer sollte ihr nun helfen? In ihrer Verzweiflung traf Winner Annie Milande. Sie ist Sozialarbeiterin bei der kongolesischen Partnerorganisation von Caritas international.
Wenn Annie Milande das Gefängnis Makala betritt, ist sie dort für Dutzende Kinder "Mama Annie". Sie ist für viele Mutterersatz - und die einzige Hoffnung. Milande kennt jedes inhaftierte Kind beim Namen, sie weiß um die Fälle und vermittelt zwischen Familien, Anwälten und der Justiz.
Jeden Tag, wenn Annie Milande in das Gefängnis kommt, verschafft sie sich zunächst einen Überblick über die Situation, lernt die Neuzugänge kennen, dokumentiert jeden einzelnen Fall sorgfältig im entsprechenden Formular. Am Abend verlässt sie diese Welt wieder und nimmt doch immer etwas von den Stunden in Makala mit nach Hause.
Es tut mir weh, die Kinder dort zu erleben. Jedes einzelne, das neu reinkommt, und nicht nicht weiß, wie ihm geschieht, berührt mein Herz. Wenn wir da sind, öffnen viele Kinder sich, lachen sogar. Aber wenn sie wieder alleine sind, ist da nur noch Traurigkeit.
Annie Milande, Sozialarbeiterin bei BNCE in Kinshasa
Annie Milande hilft nicht nur im Gefängnis, sondern setzt sich auch außerhalb für die Rechte der Kinder ein. So auch bei Winner. Als sie das verzweifelte Mädchen im Gefängnis traf, versprach sie ihr, ihre Familie zu informieren. Also machte sich die Sozialarbeiterin auf den Weg in Winners Viertel in Kinshasa und suchte nach ihrer Familie. In einem spärlich eingerichteten Raum, auf einem blauen Plastikstuhl sitzend, traf sie Winners Vater. Er ist schwer krank und aufstehen kann er nur mit Hilfe. "Ich war geschockt, als ich erfahren habe, dass Winner im Gefängnis ist", erinnert sich der Vater Monate später. Nie sei er im Gefängnis gewesen. Dass seine eigene Tochter plötzlich inhaftiert war, veränderte seine ganze Welt. Sozialarbeiterin Annie Milande konnte den besorgten Mann beruhigen. Sie versprach ihm, sich um Winner zu kümmern und für ihre Freilassung zu kämpfen.
Gemeinsam für mehr Gerechtigkeit - mit Ihrer Spende zu Weihnachten!
Annie Milande konnte ihr Versprechen halten. Winner kam zwei Monate nach ihrer Inhaftierung frei. Sie kehrte direkt zu ihrer Familie zurück, ihre Tante nahm sie bei sich auf. Doch die Arbeit von Sozialarbeiterin Annie Milande ist hiermit nicht vorbei. Annies Mission ist es, die Kinder auch nach der Freilassung zu begleiten und ihnen den Weg für eine selbstbestimmte Zukunft zu ebnen - damit sie aus der Not heraus nie wieder Straftaten begehen müssen.
Die Caritas arbeitet daher eng mit einem Ausbildungszentrum zusammen. Wenn ein Kind oder Jugendlicher nach dem Gefängnis einen Ausbildungsberuf erlernen möchte, vermittelt unsere Partnerorganisation den passenden Betrieb. Der Weg in den Beruf ist für viele Jugendliche der endgültige Schritt in die Freiheit. Wenn Sie mehr über das Ausbildungszentrum erfahren möchten, lesen Sie hier weiter.
Winner hat vor Kurzem ihre Ausbildung als Näherin angefangen. "Ich liebe es zu nähen, deswegen mache ich die Ausbildung. Mit dem Geld, das ich verdienen werde, möchte ich mir eine Existenz aufbauen und meinen Vater stolz machen", sagt sie voller Zuversicht. Ohne Ihre Spende wäre diese Entwicklung nicht möglich. Danke, dass Sie Winner und vielen anderen Kindern und Jugendlichen in der DR Kongo Hoffnung schenken!