Irak: Hilfe für die Vertriebenen
"Wir werden Zwillings-Ärztinnen!"
„Eigentlich kommen wir aus Mossul. Aber als der Islamische Staat am 10. Juni 2014 unsere Stadt überfiel, mussten wir Hals über Kopf fliehen. Seitdem leben wir hier in Zakho in Kurdistan“, erzählt der 44-jährige Sabah Muhsen. Er leidet unter einer schweren Diabetes, seine Frau Roary Muhsen unter Bluthochdruck und extremen Kopfschmerzen. „Seit wir vertrieben wurden, sind mein Mann und ich eigentlich ständig krank. Wir hören das von vielen Vertriebenen. Die Sorgen machen uns krank. Aber wir haben kein Geld, um zum Arzt zu gehen und Medikamente zu kaufen“, erzählt die Mutter von insgesamt sechs Kindern.
Eine schwere Entscheidung
In ihrer Heimat ging es Familie Muhsen vergleichsweise gut. Die Eltern arbeiteten in der Landwirtschaft. Und obwohl sie keinen eigenen Grund und Boden besaßen, reichte es für ein würdiges Leben. Heute ist die Familie arm. So arm, dass die Eltern sich gezwungen sahen, ihre drei ältesten Söhne von der Schule zu nehmen, damit sie arbeiten gehen können. „Die Kinder verkaufen Sonnenblumenkerne als Snack auf der Straße. Das machen sie die ganze Woche und verdienen damit rund 200 Euro im Monat. Das ist unser gesamtes Einkommen“, erklärt Vater Sabah die schwierige Lage. Und einer der Söhne fügt hinzu: „Wir würden gerne in die Schule gehen, aber unsere Familie braucht das Geld. Wir arbeiten von morgens bis spät in den Abend hinein. Uns bleibt keine Wahl.“
Ein Hoffnungsschimmer
Trotz aller Schwierigkeiten – einen Lichtblick gibt es für die Familie: „Unsere 10-Jährigen Zwillinge Safa und Marua konnten wir hier in Zakho einschulen“, erzählt der Familienvater stolz. „Die Caritas hilft uns, den Schulbesuch zu finanzieren, hat den Mädchen Ranzen und Schulmaterial zur Verfügung gestellt. Und regelmäßig schaut eine Sozialarbeiterin bei uns vorbei und erkundigt sich nach den beiden. Sie sind sehr gut in der Schule!“. Die beiden Mädchen demonstrieren, wie sie Hausaufgaben machen und lesen aus ihren Heften vor. Auf die Frage, was sie einmal werden wollen, antworten sie wie aus einem Mund: „Wir werden Zwillings-Ärztinnen!“ Ihre Eltern strahlen dabei über das ganze Gesicht.