+++ Kämpfe im Ostkongo: Rebellen melden die Einnahme von Goma +++
Die humanitäre Lage in Goma, der größten Stadt im Osten der Demokratischen Republik Kongo, hat sich in den letzten Tagen dramatisch verschärft. Die Rebellen der M23-Bewegung haben in der Nacht auf den 27. Januar 2025 große Teile der Millionenstadt gewaltsam eingenommen. Die Stadt galt bislang als eine der wenigen Zufluchtsorte vor den andauernden Kämpfen in der Region Nord-Kivu. Besonders im ländlichen Umland von Goma hat die Gewalt der M23-Rebellen zahlreiche Menschen vertrieben. Auf der Flucht vor den Kämpfen suchten Hunderttausende Schutz in den Flüchtlingslagern rund um die Stadt. Doch auch einige der Camps sind von den aktuellen Kämpfen betroffen. Die Caritas Goma, Partnerorganisation von Caritas international, übernimmt seit Jahren die Versorgung der Geflüchteten, unter anderem mit Trinkwasser und medizinischer Hilfe. Auch jetzt bleibt sie vor Ort, um den Menschen beizustehen. Sie werden die Nothilfe wieder aufnehmen, sobald es die Lage erlaubt.
Einige Krankenpflegerinnen in den mobilen Kliniken der Camps setzen ihre Arbeit fort. Sie sind dageblieben, weil Frauen gebären. Das kann nicht warten.
Richard Kabuyre, Assistenz des Direktors der Caritas in Goma
Seit über 20 Jahren folgen Konflikte und Bürgerkriege in der Demokratischen Republik (DR) Kongo aufeinander. Über 120 Milizen kämpfen in dem zweitgrößten Staat Afrikas um territoriale Machtansprüche und um die Kontrolle über natürliche Ressourcen. Wegen der aktuellen Situation sind über sechs Millionen Menschen innerhalb des Landes auf der Flucht. Das sind so viele wie in keinem anderen afrikanischen Land. Vor allem im Osten der DR Kongo sind die Kämpfe blutig, sodass über fünf Millionen Menschen vor Gewalt fliehen. Unter den Flüchtenden sind viele Familien mit Kindern. Für junge Mädchen und Frauen besteht die Gefahr sexueller Übergriffe. Zahlreiche Kinder werden auf der Flucht von ihren Familien getrennt und sind sich selbst überlassen. Die Not in den Aufnahmegemeinden und in den provisorischen Flüchtlingscamps ist groß. Zu dem Verlust der Heimat, und den Traumata durch Gewalt und Flucht, kommt der Hunger.
Politische Lage in der Demokratischen Republik Kongo führt zu Hungersnot
Ein Viertel der über 100 Millionen Kongolesinnen und Kongolesen ist von Hungersnot betroffen. 3,4 Millionen Kinder sind akut mangelernährt. Damit ist die Demokratische Republik Kongo eine der größten Hungerkrisen der Welt. Die Zahl hat sich in den letzten 20 Jahren nicht verringert. Die Menschen sind in ihrer Not meistens auf sich selbst gestellt. Trotz ihres Reichtums an Bodenschätzen zählt die DR Kongo zu den ärmsten Staaten der Welt. Auf dem Entwicklungsindex der Vereinten Nationen steht das Land auf Platz 180 von 189 Ländern. Wiederkehrende Epidemien wie Ebola, Covid-19 und Cholera verschlimmern die Situation zusätzlich.
Die Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen, UNHCR, schätzt, dass angesichts der aktuellen Situation humanitäre Hilfe in Höhe von über 250 Millionen Euro nötig wäre, um das Leid im Kongo zu lindern. Doch davon sind laut UNHCR aktuell nur ein Bruchteil finanziert. Knapp 26 Millionen Menschen im Land benötigen dringend Hilfe.
Kongo: Das Leid der Vertriebenen ist groß
Ein Großteil der sechs Millionen Binnenflüchtlinge lebt im Osten des Landes in der Provinz Nord-Kivu, vor allem in der Regionalhauptstadt Goma. In den rund 140 Vertriebenenlagern sind die Zustände katastrophal: Familien mit sechs Personen leben unter Plastikplanen oder in winzigen, vier Quadratmeter großen Zelten. Es gibt nicht ausreichend Wasser, Lebensmittel und sanitäre Anlagen. Immer wieder kommt es zu Vergewaltigungen von Frauen und Mädchen. Zudem verschärft sich die politische Lage der Stadt Goma zunehmend, Berichten zufolge wurde die Großstadt von Rebellen-Gruppen eingenommen.
Mehr zur Situation in Goma lesen Sie in unserem Blog-Beitrag von Oliver Müller, Leiter von Caritas international, der die Vertriebenenlager in Goma im Frühjahr 2024 besucht hat. Hier weiterlesen
Auch weiter südlich, in der Provinz Kasaï Central wurden tausende Menschen vertrieben. 2016 bis 2017 herrschte dort ein blutiger Gewaltkonflikt zwischen lokalen Milizen und dem staatlichen Militär. Tausende Menschen wurden ermordet, vor allem Männer, da sie als potenzielle Kämpfer angesehen wurden. Frauen und Kinder wurden systematisch vergewaltigt. Bis heute sind die Traumatisierungen der Menschen spürbar und beeinflussen ihr tägliches Leben. Weil während der vielen Monate des Konflikts keine Landwirtschaft betrieben werden konnte, ist die Region bis heute von einer schweren Ernährungskrise betroffen. Viele Frauen leben alleine, weil sie ihre Männer in den Kämpfen verloren haben. Sie leiden unter Hunger und können ihre Familien oftmals nicht ernähren.
Erfahren Sie mehr zur Situation in Kasaï und unseren Hilfen in der Region in diesem Video: